: Sanft formen statt massiv verformen
■ Fitneß-Center sind längst besser als ihr Ruf / Jetzt ist Wellneß angesagt
Vor rund zehn Jahren machte Jane Fonda die gute alte Konditionsgymnastik gesellschaftsfähig. Aerobic hieß der neue Sport bei peppiger und fetziger Musik. Doch die erste Begeisterung verebbte schnell: Kreislaufzusammenbrüche, kaputte Sprunggelenke und Rückenschmerzen häuften sich. Zudem gab es für Leute, die sich an Trimm-Geräten fit machen wollten, zu wenig individuelle Betreuer, und die waren häufig gar nicht oder nur schlecht ausgebildet.
Viele Anbieter lockten ihre Kunden mit Monatsbeiträgen, die billiger wurden, je länger sich der Sportler vertraglich an das Studio band. Das scheint heute nicht mehr der Fall. „Insgesamt sind die Anfragen dazu weniger geworden“, sagt Jutta Brekenfeld von der Verbraucherzentrale Frankfurt.
Doch die Branche mit immerhin 5300 Sportstudios, in denen sich über drei Millionen Menschen regelmäßig fit halten, muß immer noch gegen ihr schlechtes Image kämpfen. Und das, obwohl sich mittlerweile nicht nur im Umgang mit den Kunden einiges verändert hat: So werden inzwischen die Trimmgeräte regelmäßig gewartet; die Gymnastikhallen sind mit gelenkschonenden, federnden Böden ausgestattet.
Doch die Kunden wollen nicht nur trimmen, sie wollen sich auch wohlfühlen. Statt Fitneß ist Wellneß angesagt. Bodybuilding hat dem Bodystyling oder –shaping Platz gemacht: Der Körper soll sanft geformt statt massiv verformt werden. Es wird neben der Kraft auch die Ausdauer trainiert - lieber weniger belasten, dafür häufiger wiederholen.
Wer sich bei der Wahl des Studios möglichst wenig quälen will, bekommt inzwischen Hilfestellung: Seit einem Jahr gibt es die Gütegemeinschaft Gesundheitssport. Sie vergibt ein RAL-Qualitätssiegel für Fitneßstudios. Allerdings: Bislang haben erst rund 80 Center das Siegel erhalten, denn die Kriterien sind schwer zu erfüllen.
Der TÜV Ostdeutschland, der ebenfalls ein Gütesiegel vergibt, kritisiert denn auch die hohen Anforderungen, die die Gütegemeinschaft zugrunde legt. Und diese wiederum hält wenig von dem TÜV-Siegel, weil zuviel Wert auf die technische Ausstattung gelegt und die Beurteilung des Personals vernachlässigt werde.
Martina Arnold
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen