Empörte Zeigefinger

■ betr.: „Chinas neue klasse Rasse“, taz vom 28.10. 94

[...] Mich wundert es zwar nicht, was die Machthaber in Peking sich da ausgedacht haben, aber ich bin zutiefst entsetzt. Es ist ein weiterer Schritt in Richtung Menschenverachtung.

Westliche Politiker werden wahrscheinlich einmal mehr empört ihre Zeigefinger heben, wie sie es bisher immer in solchen Fällen gegen China getan haben. Es stört sie zwar, daß Frauen seit langem schon zur Abtreibung gezwungen werden, laut Berichten sogar bis zum neunten Monat. Daß Chinas Machthaber Tibet unterdrücken, die Menschen dort foltern und töten lassen, schmeckt ihnen auch nicht. Aber der Schritt hin zu wirksamen Wirtschaftssanktionen wird tunlichst vermieden, solange Milliardenprofite auf dem Spiel stehen.

China ist eben nicht Haiti, und Tibet ist nicht Kuwait. David Gunderlach,

Fernsehredakteur, Berlin