: Liebe Laura Mestre Vives,
als ich Ihren Brief las, fiel mir Arthur Lehning ein. Vor fast zehn Jahren sprach ich mit dem damals schon weit über 80 Jahre alten holländischen Anarchosyndikalisten und Bakunin- Herausgeber. Ein Urgestein aus der Geschichte der europäischen revolutionären Bewegung dieses Jahrhunderts. Seine Erinnerungen reichten bis in die Jahre des Ersten Weltkriegs zurück, er hatte noch Lenin kennengelernt. Dabei war er springlebendig geblieben, hellwach und bestens informiert.
Er erzählte von den Ländern, die er bereist und in die er im Laufe seines Lebens geflohen war. Aus irgendeiner Ecke meines Unterbewußtseins heraus fragte ich den alten Anarchisten nach seiner Staatsbürgerschaft. Er lachte, senkte dann die Stimme und flüsterte mir zu:
„Sie dürfen es niemandem verraten. Die Holländer wissen es nicht. Ich habe einen britischen Paß. Wissen Sie, als es noch den Commonwealth gab, führte dieser Ausweis – er zog ihn aus der Jackettasche und zeigte ihn mir – am weitesten. Wir Anarchisten sind Weltbürger. Also besorgte ich mir den Paß, mit dem ich am leichtesten herumkomme in der Welt.“
Mit freundlichen Grüßen Arno Widmann
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen