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Ein Giftfrachter wird kommen ...

■ Brisanter Chemiemüll aus Albanien wird in Hamburg zwischengelagert / Transportschiff: die ehemalige „Oostzee“ Von Kai von Appen

Der Giftmüllfrachter „Louis Green“ wird am kommenden Montag mit zehn Tank– und 64 Frachtcontainern hochbrisanter Ladung im Hamburger Hafen festmachen. Inhalt: 400 Tonnen Pestizide, die im Hamburger Hafen zwischengelagert und anschließend etappenweise und ordnungsgemäß entsorgt werden sollen.

Die hochgiftigen Chemieabfälle waren Ende vorigen Jahres von der Umweltschutzorganisation „Greenpeace“ auf mehreren Deponien in Albanien entdeckt worden. Sie stammten aus der Ex-DDR. Die Überreste aus der Pflanzenschutzmittel-Produktion waren vom SED-Regime gewissenlos in das Entwicklungsland Albanien gebracht und dort einfach auf wilden Müllkippen gelagert worden, um die aufwendige und teure Entsorgung zu sparen. Als Greenpace-AktivistInnen die Fässer entdeckten, waren sie schon stark verrostet und hatten Leckagen, so daß vielerorts die hochgiftigen Substanzen ins Erdreich gesickert waren.

Nach einer heftigen politischen Kontroverse erklärte sich das Bundesumweltministerium bereit, der Forderung von Greenpeace nachzukommen und den Giftmüll in einer aufwendigen Aktion in die Bundesrepublik zurückzuholen. Nachdem die Pestizide nunmehr an 21 verschiedenen Orten Albaniens eingesammelt, neu verstaut und in der Hafenstadt Durres auf die „Louis Green“ verschifft worden sind, ist der Frachter nunmehr seit zehn Tagen auf See mit Kurs Hamburg.

Kuriosum: Bei der „Louis Green“ handelt es sich um die ehemalige „Oostzee“. Die „Oostzee“ hatte im Sommer 1991 weltweit für Schlagzeilen gesorgt, als sie – voll mit Chemiemüll beladen – monatelang über die Meere irrte. Der Grund: Kein Land wollte damals die giftige Fracht abnehmen, überall bekam das Schiff Einlaufverbot. Als der Frachter zu einem Zwischenstopp Brunsbüttel anlaufen durfte, um Proviant und Wasser an Bord zu nehmen, erkrankte unmittelbar nach Auslaufen des Schiffes der Elblotse an einem dubiosen Leiden, das nachweislich durch Chemikalien ausgelöst worden war.

Mit der jetzigen Rückholaktion unter Schirmherrschaft von Bundesumweltminister Klaus Töpfer soll nicht nur erreicht werden, daß die Pestizide nach Deutschland, das Land, in dem sie produziert wurden, zurückgeholt werden, sondern vor allem auch, daß sie sicher entsorgt werden.

Der Hamburger Beitrag zu dieser Aktion besteht nach den Worten des Sprechers der hiesigen Umweltbehörde, Kai Fabig, darin, die Container ordnungsgemäß zu entladen und zwischenzulagern. Zehn Tank- und zehn Frachtcontainer werden sofort nach dem Löschen des Frachters per Bahn nach Hessen und Bayern transport und in einer Sondermüllverbrennungsanlagen vernichtet. Die restlichen 54 Behälter werden in Hamburg zunächst zwischengelagert. Fabig: „Die Lagerfläche muß flüssigbeständig sein, und eventuell austretetende Leckageflüssigkleiten müssen in einem Auffangraum zurückgehalten werden können.“ Auch der Zugang für die Feuerwehr müsse jederzeit gewährleistet sein. Und: „Das Gelände wird eingezäunt und rund um die Uhr bewacht.“

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