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Händedruck mit Markus Wolf

■ Akademie der Künste erinnert an den 4. November 1989

Der nicht alltägliche Händedruck zwischen einem ehemaligen Geheimdienstchef und dem Präsidenten einer Kunstakademie war am Freitag abend Auftakt zu einer Veranstaltung in der Berliner Akademie der Künste, die an den fünften Jahrestag der ersten freien Massendemonstration in Ostberlin am 4. November 1989 erinnerte. Der 1986 aus dem Dienst ausgeschiedene „Mischa“ Wolf war einer der Redner der Alexanderplatz-Kundgebung und ist Bruder des langjährigen Präsidenten der Ostberliner Akademie der Künste und Filmregisseurs Konrad Wolf, der 1982 verstarb.

Die nur schwach besuchte Akademieveranstaltung wurde von dem SFB-Originalton-Hörspiel „Ich schlage vor, den Beifall kurzzuhalten“ von Peter Gotthardt, eingeleitet mit Tondokumenten von Protestversammlungen in Dresden und Berlin und Liedern jenes stürmischen Herbstes 1989. Die Veranstaltung litt stark darunter, daß die intellektuellen Protagonisten der damaligen Künstler- Initiative „4.11.89“ abwesend waren. So fehlten unter anderem Christa Wolf und Stefan Heym, beides Mitglieder der Akademie.

Werner Brüssau, damals ZDF- Korrespondent in Ost-Berlin, moderierte ein Gespräch mit den Initiatoren der Alexanderplatz- Kundgebung Henning Schaller und Lothar Scharsig, dem ORB- Chefredakteur Christoph Singelnstein, der der Bürgerinitiative „Frieden und Menschenrechte“ angehörte, sowie dem damaligen stellvertretenden DDR-Staatsratsvorsitzenden Manfred Gerlach.

Schaller meinte, die Tatsache, daß die Intellektuellen in der DDR am 4. November 1989 noch an eine Reformierbarkeit der DDR geglaubt hätten, zeige das Ausmaß der Uninformiertheit in diesem Staat. „Wir waren doch gar nicht darüber informiert, wie marode die Wirtschaft und wie unterwandert die Gesellschaft vom Stasi- Überwachungsapparat war.“ dpa

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