Bremen will auch halbleere Bürostadt haben

■ Promotion-Park, Postamt 5, Bahnhofsvorplatz – mehr als 100.000 qm für Büros entstehen in Bremens City. In Hamburg stehen derweil 400.000 Büro-Quadratmeter leer

Herbst in Hamburg: Im Nieselregen hasten die Menschen durch die innerstädtischen Büroquartiere, froh, wenn im Erdgeschoß der Betonklötze kleine Cafés und Lädchen zum Verweilen laden. Doch auf der Fleetinsel, Hamburgs neuestem Büroviertel, gähnen ihnen leere Schaufenster entgegen: Der Büroklotz „Fleethof“ steht seit über einem Jahr leer. „Wieso habt ihr da nicht Wohnungen hingebaut, da gibt's doch genug Bedarf“, fragen die HamburgerInnen ihre Stadtoberen wütend. Insgesamt stehen in Hamburg rund 400.000 Quadratmeter Bürofläche leer, das sind annähernd vier Prozent. Ganz zu schweigen von Frankfurt, wo mittlerweile rund sieben Prozent leerstehen. Doch Bremen plant wacker Bürohäuser: im Promotion-Park neben dem Bahnhof, auf dem Bahnhofsvorplatz, hinterm Bahnhof, beim Europahafen ... Über kurz oder lang werden auch das Postamt 5 und wahrscheinlich das Siemenshochhaus frei.

„Nun nun“, begütigt Jan Halves von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft die ZweiflerInnen, „Bremen hat ja in den letzten Jahren nur wenige tausend Quadratmeter neu an den Markt gebracht, in Hamburg dagegen waren es Hunderttausende.“ In Bremen herrsche also statt eines Überangebots ein eklatanter Mangel. Soeben hätten sie die Anfrage einer „sehr potenten Dienstleistungsfirma aus Bremen“ nach 600 Quadratmetern in der Innenstadt negativ bescheiden müssen.

Besonders groß sei der Mangel bei Büroflächen von 2-3.000 Quadratmetern, der Promotion-Park also bitter notwendig. Bis zum Jahr 2.000 sollen nicht nur der Promotion-Park mit über 90.000 qm fertig sein, sondern auch der Bahnhofsvorplatz-Komplex mit 30.000, dann das Polizeipräsidium und natürlich das Gebäude am Nordausgang des Bahnhofs mit mehreren Tausend Quadratmetern. Beim Postamt 5 dagegen könne man höchstens 5.000 qm für Büros rausschlagen – es gibt keine Lichthöfe, sehr viele Räume wären also nur künstlich beleuchtet. Und wer wisse schon, wann Siemens aus seinen 8.000 qm nach Uni-Ost umziehe.

Doch über den Bedarf an Büros gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen. Reginald Meyer, Landesvorsitzender im Ring deutscher Makler: „Im Moment können die Nachfragen abgedeckt werden.“ Sicher, an größeren Flächen, also über 1.000 qm, hapere es gelegentlich – aber danach fragten auch maximal vier, fünf Firmen pro Jahr, „und dann haben wir noch Glück gehabt“. Nun ja, ein bißchen mehr Bürofläche könne der Markt wahrscheinlich schon noch aufnehmen – schließlich habe man in Bremen einen im Bundesvergleich niedrigen Leerstand: 2-3 Prozent. Wenn Reginald Meyer allerdings hört, daß im Promotion-Park über 90.000 qm entstehen sollen, kann er nur sagen: Ein Klotz! Aber die Wirtschaftsbehörde wird schon vorher geprüft haben, ob sich das rechnet.

Es rechnet sich, hat sich die Wirtschaftsbehörde von Dornier vorrechnen lassen. „Natürlich kann man hier kein Banken- oder Zeitungszentrum entwickeln, also nichts, was sich ohnehin zu den Metropolen hin orientiert“, sagt Hans-Joachim Torke, beim Wirtschaftssenator für die Förderung des Dienstleistungssektors zuständig. „Man kann aus Bremen auch keinen Versicherungsstandort machen – das ist eben schon München.“ Aber Dienstleister, die nicht so standortgebunden sind, vielleicht auch viel Bahn fahren, zum Beispiel UnternehmensberaterInnen, Marketingleute, MedienwerberInnen, WirtschaftsprüferInnen – solch hochwertige DienstleisterInnen könne man durchaus mit dem Promotion-Park locken. Sowas gebe es schließlich noch in keiner anderen Stadt – selbst die Mediapark-PlanerInnen in Köln hätten letztlich doch wieder jeden Anfrager reingelassen.

Torke plädiert fürs Risiko Promotion-Park: „Wir gucken sonst immer nur, klappt das woanders, dann klappt es auch bei uns, wir haben nie den Mut, Vorreiter zu sein." Einmal Vorreiter zu sein, das sei riskant. Man müsse sich halt qualitative Partner suchen, also große Makler, große Investoren, die nicht büroweise, sondern gebäudeweise, stadtteilweise vermittelten.

Aber springt Bremen da nicht doch auf einen Zug auf, der in anderen Städten längst abgefahren ist, fragt sich nicht nur die Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Elisabeth Hackstein. Schließlich kriegt man zu den Bremer Büropreisen von 14-18 Mark (und bei Neubauten vielleicht auch mal über 20 Mark pro Quadratmeter) durchaus auch ein Büro in Hamburg, zum Beispiel in den verkehrlich gut angebundenen Bürostädten City Nord und Süd. In München sollen mittlerweile sogar 1a-Lagen schon ab 28 Mark pro Qudratmeter zu haben sein.

Und nicht zuletzt, so die ZweiflerInnen weiter, sind mit dem Bau des Promotion-Parks immense Kosten verbunden: So muß das Oldenburger Gleis, das derzeit noch quer übers Gelände führt, verlegt werden; kostet 20 Millionen. Die sollen durch den Verkauf der Grundstücke reinkommen. Sollen. Was die Stadt zuschießen muß, ist noch nicht mal kalkuliert.

Mal ganz abgesehen davon, daß die überregional laufende Bremen-Werbung in Zeitschriften wie dem „Zeit“-Magazin noch keinen einzigen Investor angelockt hat, wie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft zugibt. Vor allem touristische Anfragen habe es gegeben. „Aber die Kampagne war ja auch eher touristisch orientiert“, verteidigt Harald Matys die Kampagne. cis