: UNO will Serben mit Treibstoff versorgen
■ In Pale Beratung über Kriegszustand
Sarajevo (dpa/AP) – Die UN- Führung hat angekündigt, sie wolle Treibstoff an die bosnischen Serben liefern. Ein UN-Sprecher sagte, die Serben sollten begrenzte Mengen Bezin „für den Winterdienst“ erhalten. „Wir können aber nicht ausschließen, daß die Serben davon etwas für den militärischen Gebrauch abzweigen.“ Treibstoffmangel galt zuletzt als einer der Hauptgründe für die militärischen Rückschläge der bosnischen Serben. „Möglicherweise lassen die Serben dafür im Gegenzug unsere Treibstoffkonvois nach Sarajevo“ passieren, sagte ein UN- Sprecher. Unterdessen begann das „Parlament“ der bosnischen Serben in Pale mit Beratungen über die Verhängung des Kriegszustandes. Die Regierung in Belgrad hatte als ehemalige Schutzmacht der bosnischen Serben diesen zuvor dringend abgeraten, den Kriegszustand zu verhängen, weil dies als erneute Ablehnung des internationalen Friedensplans aufgefaßt werde.
Der bosnische Präsident Alija Izetbegović erklärte in einem vorab veröffentlichten Interview des Hamburger Magazins Stern, der Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, müsse zum Frieden gezwungen werden. Wichtig sei, daß die bosnische Armee an den Fronten die Initiative übernommen hätten. Auch die bosnische Regierung sei mit dem Friedensplan niemals zufrieden gewesen. Dennoch habe sie ihn angenommen, und ihre Zustimmung gelte noch immer. „Bis wann, weiß ich nicht“, erklärte der Politiker.
Medien der bosnischen Serben berichteten, eigene Truppen seien im Begriff, die vor zwei Wochen an die Regierungsarmee verlorene Grabez-Hochebene östlich von Bihać im Nordwesten zurückzuerobern. Von der UNO wurde lediglich ein Vormarsch der Serben um vier Kilometer bestätigt. Heftige Kämpfe seien im Gange.
Bei einer Debatte im Weltsicherheitsrat über die Aufhebung des Waffenembargos zugunsten der bosnischen Regierungstruppen prallten die Meinungen muslimischer und westlicher Staaten erneut aufeinander. Mit Ausnahme der USA sprachen sich alle westlichen Länder und Rußland am Dienstag abend gegen die Aufhebung der Restriktionen aus.
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