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Fücks: eng ist schön

■ Streit um Bahnhofsvorplatz bei den Grünen– dabei wird das Grundstück bereits zum Verkauf geboten, und die ArchitektInnen brüten auch schon

Während ein Teil des Bahnhofsvorplatzes bereits zum Verkauf feilgeboten wird und während Architekten- und Freiraumplanerteams bereits über der Neugestaltung des restlichen Bahnhofvorplatzes brüten, streitet sich der grüne Abgeordnete Walter Ruffler mit dem grünen Stadtentwicklungssenator Ralf Fücks noch über Grundsätzliches. Walter Ruffler beklagt, daß der Bahnhofsvorplatz für einen bremenuntypischen Allerweltsbau, einen „Büroklotz“ verscherbelt werde, das hätten die Grünen in ihrem Wahlprogramm 1990 doch selbst noch moniert. Der Klotz mache den Platz viel zu eng. Und wenn schon bebauen, dann müsse ein offenener Architekturwettbewerb her, nicht ein beschränkter mit wenigen TeilnehmerInnen.

Ralf Fücks, ganz Weltenbürger, belehrt seinen Parteigenossen so: „Die von Dir beklagte ,Enge' ist charakteristisch für europäische Städte.“ Gerade die viel und gern genutzten Straßen und Plätze Bremens seien fast durchweg „enge“ Orte: Marktplatz, Sögestraße, Liebfrauenkirchhof ... Und was den Vorwurf „Klotz“ angehe: Aus der Sicht des Fußgängers sei die reine Abmessung nicht das Maßgebende, sondern eine differenzierte Unterteilung des Gebäudes. Und von einem offenen Wettbewerb für die Platzgestaltung erhofft sich Fücks schon gleich gar nichts – die Anforderungen seien zu komplex, allein was die veränderte Führung der diversen Bus- und Straßenbahnlinien anbelange.

Deshalb sind nur sechs Teams aus ArchitektInnen und FreiraumplanerInnen angesprochen worden, die ihre Planungen in Kolloquien mit der Jury entsprechend den Bremer Bedürfnissen korrigieren sollen. Mit dabei drei bundesdeutsche Teams, darunter Prof Ungers aus Köln, der zum Beispiel das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven gebaut hat. Dazu drei Planer aus Bremen: Karl Schreckenberg, Manfred Schomers, der die jetzt preisgekrönten Altenwohnungen am Buntentorsteinweg sowie das Uni-Gästehaus auf dem Teerhof entworfen hat, und das Büro Kreikenbaum, der die Freiraumplanung Teerhof verantwortet hat. Sie alle sollen nicht nur neue Wegebeziehungen auf dem Platz planen,Bäume und Licht verteilen, sondern auch Gebäude planen: einen Busbahnhof mit Glasdach vor der Kulisse des Postamtes etwa. Im Februar wird die Jury sprechen.

Wie der neue „Büroklotz“ neben dem Hotel Mercure aussehen soll, wird ebenfalls in einem Wettbewerb entschieden. Wer das Grundstück kauft, und es sollen möglichst mehrere Investoren sein, damit keine einseitige Nutzung in das Haus einzieht, verpflichtet sich, einen Architektenwettbewerb durchzuführen. Auch dafür gibt es schon Vorgaben vom Senat, sagt Bernd Bluhm vom Bausenator: „Auf jeden Fall kein zweites Tivoli-Hochhaus.“ cis

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