piwik no script img

Geld vom Volkomaten

■ Erster gebührenfreier Bankautomat

Die Überraschung über einen Automaten, der jedem Kontoinhaber kostenlos Geld ausspuckt, war gestern selbst bei Bankiers groß. „Das muß völlig neu sein“, hieß es beim Bankenverband mittel- und ostdeutscher Länder, „und kann sich nur um ein Werbeangebot handeln.“ „Einen gebührenfreien Bankomaten bieten wir nicht an“, ließen die Landesbank und der Sparkassenverband verlauten, und selbst bei der Berliner Bank, die das Gerät mit dem besonderen Etwas installiert hat, war es bis zum gestrigen taz-Anruf ein Geheimnis: „Einen solchen Automaten unserer Bank kenne ich nicht“, sagte ein Sprecher. Nur Schlitzohr Klaus-Rüdiger Landowsky, Vorstandsmitglied der Bank Gesellschaft Berlin, wußte, wie man in der Hauptstadt kostenlos zu Geld kommt – kein Wunder, steht das Gerät doch im Preußischen Landtag, den Landowsky als Vorsitzender der CDU-Fraktion gerne mit vollem Portemonnaie verläßt.

Bislang bilden sich an dem Gerät im Erdgeschoß keine Schlangen. Denn eine Information über den kostenlosen Service für Kunden aller Geldinstitute, den jeder Bürger in Anspruch nehmen darf, fehlt. Der Volkomat ist dort bereits seit fünf Monaten in Betrieb. Einzelnen Abgeordneten war aufgefallen, daß ihnen die Berliner Bank bei einer Benutzung selbst dann keine Gebühr abbuchte, wenn sie ein Konto bei einer anderen Bank haben. Der Betreiber hat jedenfalls kein Interesse daran, daß die Geschichte bekannt wird. Offiziell hieß es, eine allzu große Beliebtheit könnte den Parlamentsbetrieb aufhalten. Tatsächlich entstehen durch häufiges Auffüllen mit frischgedruckten Scheinen der Berliner Bank aber auch zusätzliche Kosten.

Die Idee für die einzigartige Geldmaschine unter rund 1.000 Berliner Automaten kommt aus dem Präsidium des Abgeordnetenhauses, berichtete Stephan Sassenroth, Sprecher von Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU). Nur die Berliner Bank sei bereit gewesen, auf Gebühren zu verzichten. Sonst hätte es möglicherweise die ursprünglich für Abgeordnete vorgesehene Dienstleistung gar nicht gegeben. Dirk Wildt

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen