: Für doppelte Staatsbürgerschaft
■ Berlin-brandenburgische Synode tagt / Finanzkrise erwartet
Für die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft hat sich der Berlin-brandenburgische Bischof Wolfgang Huber ausgesprochen. Es sei höchste Zeit, daß das „Recht des Gebiets“ neben dem „Recht der Herkunft“ als Grund der Staatsbürgerschaft anerkannt und in Deutschland lebenden Ausländern unter genau definierten Bedingungen auch der Zugang zur doppelten Staatsbürgerschaft gewährt werde, betonte er am Dienstag abend in seinem Bericht an die Synode der Landeskirche in Treuenbrietzen. Ein „unbefriedigender Kompromiß“ sei es, daß gegenwärtig eine „doppelte Staatszugehörigkeit“ auf Zeit geplant, eine „doppelte Staatsangehörigkeit“ aber abgelehnt werde.
Nachdrücklich sprach sich Huber für Korrekturen des Asylrechts in Deutschland aus. Es sei auch an der Zeit, die eigenständigen Regelungen für Bürgerkriegsflüchtlinge endlich umzusetzen. Besondere Aufmerksamkeit müsse dabei den Kriegsdienstverweigerern aus dem ehemaligen Jugoslawien geschenkt werden.
Besorgt über die finanzielle Situation der Berlin-brandenburgischen Kirche äußerte sich ihr Finanzdezernent Uwe Runge. Ab 1997 drohe eine „ernste Liquiditätskrise“, warnte er in seiner Haushaltsrede. Daher sei es notwendig, bereits 1995 durch strukturelle Entscheidungen erhebliche Einsparungen vorzunehmen. Diese Sparmaßnahmen müßten 1996 fortgesetzt werden, um den Haushalt des Jahres 1997 ohne Finanzierung aus Rücklagen oder Zinsen auszugleichen.
Der erstmals als Doppelhaushalt aufgestellte Haushaltsentwurf sei durch eine abnehmende Finanzkraft der Kirche gekennzeichnet, erläuterte Runge. 1995 umfasse er ein Volumen von knapp 875 Millionen Mark, 1996 von knapp 848 Millionen Mark. Beide Haushaltsjahre seien aus Kirchensteuern und Staatsleistungen allein nicht finanzierbar. Das Defizit für 1995 betrage rund 37 Millionen Mark, 1996 seien es sogar etwa 60 Millionen Mark. Bis Ende September seien allein in Berlin 11.702 Menschen aus der Kirche ausgetreten. epd
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen