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Außer Spesen ...

■ Spionage-Prozeß: Ex-DDR-Offizier bestätigt Löfflers Aussagen

Hitzige Wortgefechte gestern am zweiten Tag des Spionageprozesses gegen den Hamburger Ex-CDU-Abgeordneten Gerd Löffler. Grund: Löfflers Ex-Führungsoffizier Hartmut Eisenschmidt hatte im Zeugenstand weitgehend Löfflers Darstellung bestätigt, nach der ihm frühestens 1977 bewußt geworden sein kann, daß er Materialien an einen Geheimdienst geliefert habe. Eisenschmidt: „Wir haben sehr lange die Wirtschaftslegende erhalten.“

Der Ex-Leiter der Abteilung Aufklärung bei der Nationalen Volksarmee begann seine Aussage mit einer Erklärung: „Wir haben nach der Wende alle Akten vernichten müssen. Das war der erklärte deutsch-deutsche Wille, um Prozesse – wie diesen – nicht stattfinden zu lassen.“

Eisenschmidt bestätigte, daß er unter dem Vorwand wirtschaftlicher Beziehungen 1974 zu Löffler Kontakt aufgenommen habe. Doch habe er sich schnell gefragt: „Was wollen wir eigentlich mit dem Löffler, der keine Kontakte zur Bundeswehr hat?“. Löffler habe sehr passiv gearbeitet. „Er war nie sehr gewillt, Materialien zu beschaffen.“

Mitte der siebziger Jahre wäre es zunehmend komplizierter geworden, diese „Legende“ zu erhalten. „Er suchte Aufträge in einem Bereich, den keine Armee interessiert – im Umweltschutz“, so Eisenschmidt. Ende der siebziger Jahre habe man das „Visier“ heruntergelassen und die Kontakte einstellen wollen. Motto: „Der hat uns nichts als Spesen eingebracht.“

Dazu sei es dann aber nicht gekommen. Da Löffler Mitglied von zwei Wehrtechnik-Gesellschaften war, sollte er zumindest aus diesem Bereich Literatur liefern können: „Große Beträge haben wir nie gezahlt, weil das Material zur unteren Kategorie gehörte.“

Die Bundesanwälte halten hingegen Löffler weiterhin für einen Top-Spion und wollen Eisenschmidt am kommenden Freitag der Falschaussage überführen. kva

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