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Wir gaben Autogramme!

■ Zurück und stolz: unsere Männer aus Mexico / Carrera Panamericana Platz 42!

Die Autos sind wie ihre Menschen. Die einen knallen ohne Auspuff nächtens durch Mexico City, fliegen am ersten Tag der Ralley in den Graben, brennen wegen Raserei aus, nehmen Schaden am hochgezüchteten Motor und beschäftigen ein ganzes Team an Spezialisten. Die anderen kommen von der Weser und heißen Borgward. „Wenn es einen Pokal für Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit gäbe, hätten wir den gekriegt,“ sagt Wolfgang Wischnewski aus Achim. Er ist Borgward-Schrauber seit 40 Jahren und nahm jetzt mit seinem Sohn Volker an der 3.000 Kilometer langen Oldie-Ralley „Carrera Panamericana“ quer durch Mexico teil (vgl. taz vom 15.9.94).

Kein Pott also für die beiden Wischnewskis auf Isabella (Bj.'54); aber ein respektabler 42. im Gesamtklassement, und Platz 6 in der „Historic Class“ – bei neun Teilnehmern. Drei Sätze, und das Ralley-Fieber ist wieder da bei den beiden. Da gab's harte Fights mit der britischen Lady auf Aston Martin mit viiiel mehr PS. Nie wurde geschraubt, weil der Borgward ja so legendär zuverlässig ist. Nur regelmäßig die Vorderachse abgeschmiert. Auf jedem zweiten Foto aus Mexico sind mexikanische Schönheiten mit außerordentlich kurzen Röcken dabei, die Helden zu umschwärmen. Autogrammjäger Innen standen Schlange.

Neunzig Helden starteten, 65 kamen an. Erstens war Dabeisein alles, zweitens Durchhalten. Insofern war die Ralley für Borgward ein voller Erfolg. Bergab war die Isabella zu schlagen (und wegen der Trommelbremsen kaum zu bremsen) und hatte eine saaagenhafte Straßenlage; bergab zählte man die dürftigen 60 PS einzeln nach. Dann zischten Oldsmobile mit bis zu 300 PS vorbei, auf der Autobahn wurde ein aufgemotzter Studebaker-Oldtimer mit 400 Sachen gesichtet. Sowas ist natürlich vom treudeutschen Oldtimer-Gedanken sehr weit weg – bei uns zählt der Originalzustand, jenseits des Teiches die Show. „Raketen waren das, keine Autos,“ findet Wolfgang Wischnewski.

Das Drumherum war aber wichtiger. „Freimarkt hoch drei“ allerorten, Party ohne Ende. Mit Einschränkungen: einer fuhr sich zu Tode, so daß die Funktionäre einen winzigen Moment an Abbruch dachten. Und die große Publicity nutzten neben Pepsi auch lauter Demonstranten. So wurden die Achimer auf die Indio-Problematik in Chiapas aufmerksam gemacht. „La carrera por la paz – die Carrera für den Frieden“ – so hoffte man in Mexico auf positive Nebenaspekte neben dem Spaß.

Der ist riesig; die Wischnewskis bekamen am Ziel ihre „Carrera-Taufe“ und wurden sehr naß. Wenn sie das Geld zusammenkratzen können, sind sie 1995 wieder dabei. „Ist ja ein Familientreffen,“ haben sie festgestellt. BuS

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