Warum tut's weh?

■ Arte bringt Sonntag einen Themenabend "Boxen": Dokus, den Spielfilm "Fat City", Kurzfilme und boxende Puppen

Junge Boxer, Hände am Kinn, schauen und schweigen, alte Trainer in lächerlichen T-Shirts und läppischen Schirmmützchen quasseln. Erzählen tun ihre Augenbrauen: noch eine Variante der immer gleichen Geschichte.

Also gut: Boxen haben bekanntlich schon Brecht und Hemingway prima gefunden, und Leonard Gardners Boxroman „Fat City“ hat unlängst erst die symbolisch-metaphorische Dimension des Faustkämpfers renoviert und steht also verfilmt (1972 von John Huston) im Zentrum des arte-Themenabends „Boxen“ (22.15 Uhr). Zuvor (um 20.40 Uhr) die französische Dokumentation „Kings of the Ring“, von Jack Dempsey bis Rocky Marciano.

Mehr am Rand, um 23.50 Uhr, findet sich Romuald Karmakaars „Infight“, eine strenge Dokumentation über einen Haufen ostdeutscher Weltklasseboxer, die hier zum ersten Mal ausgestrahlt wird. Unkommentiert zeigt sie die Fron in den Trainingshallen, das ewige „Aah“ und „Hah“, den Rotz, der in den Ringecken aus den Nasen schleimt.

Was bewegt diese Menschen? „Sagen zu können, ich bin ein Boxer“, sagt der Superschwergewichtler René Monse, den sie in der Schule „Dicker “ gerufen haben. Halbfliegengewichtler Jan Quast (48 Kilo) sagt: „Ein normaler Mensch wiegt niemals 48 Kilo.“ Lieber wöge er 57 Kilo. Doch dann würde er nur eins auf die Nase bekommen. So mußte er schon in der Jugend abkochen. „Na ja“, sagt er, „vielleicht wäre ich auch so nicht größer geworden.“ In der harten, hungrigen Nacht vor dem Kampf träumt er von „Broilern“.

Diese Boxer sind Weltmeister, Europameister, haben international gute Namen, wie es so heißt, und doch keine. Anonym bis zum Abspann, erzählen sie (fast) ungefragt von ihrer „Respekt“ genannten Angst vor anderen, die „Kubaner“ genannten Namenlosen. In kleinbürgerlichen Polstersesseln spüren diese Burschen nach den Ursachen ihres Schmerzes. Sie sagen: „Alles tut dir weh. Du fragst dich: Woran liegt das?“

Nach Mitternacht läßt dann ein sowjetischer Kurzfilm („Break“, 1985) Tonpuppen einen amüsanten Boxkampf tanzen, um 0.45 Uhr folgt ein Dokumentardrama über „Zoe die Boxerin“, die auf ihre Verurteilung wegen Mordes an ihrem ehemaligen Geliebten und Trainer wartet. Um 1.10 Uhr noch „Die schönsten K.O.“. Peter Unfried