piwik no script img

Vorschlag

■ Georg Seeßlen, Populärkulturforscher, im Eiszeit

Lia Wöhr ist tot, der Blaue Bock zieht weiter; nach wie vor ist ungeklärt, welche Ströme und Gegenströme eigentlich zwischen Populärkultur und Faschismus laufen. Kaum ist eines von beiden enttarnt, treibt das andere quer. Kaum hat Ideologiekritik Ordnung geschaffen, haut irgendein Hit wieder alles zu Bruch. Horch, was kommt da bloß von draußen rein (Hollahi, hollahoh!!!)? Wie kommt Pop zur Macht? Wessen Sehnsüchte sah man im Bergfilm, wessen Kräfte sind „Störkräfte“?

Georg Seeßlen, dessen Weg mit Aufsätzen zu Autoaufklebern, Theresa Orlowski oder den Zillertaler Schürzenjägern gepflastert ist, tritt nun mit einem neuen Buch auf den Plan: „Tanz den Adolf Hitler. Faschismus in der populären Kultur“ heißt es. Alte Bekannte wie Leni Riefenstahl und Luis Trenker werden neu vorgestellt, aber durchaus auch „Der Führer im Weltall: Science-fiction und Faschismus“. Hübsch wäre es zu hören, was die Herren Seeßlen und Theweleit einander zu diesem Thema zu sagen hätten. Nach der Lesung wird Stefan Reinecke, Kulturredakteur beim Freitag, mit Seeßlen über das Buch diskutieren.

Morgen abend wiederum zeigt Seeßlen im Eiszeit-Kino, wie berichtet, einige im Programm als „nationalsozialistische Kulturfilme“ ausgewiesene Archivaufnahmen, darunter ein Wochenschaubericht von der Preisverleihung des deutschen Filmpreises an Leni Riefenstahl für ihren Reichsparteitagsfilm „Triumph des Willens“ und „Fest der Völker“, ihren Olympiafilm. Gezeigt wird außerdem „Deutsche Panzer“ von Ruttmann und ein Film mit dem ominösen Titel „Zwölf Minuten mit ausländischen Künstlern“. Mariam Niroumand

19.30 Uhr im „Grünen Salon“ der Volksbühne am Rosa-Luxemburgplatz; morgen 19.30 Uhr im Eiszeit-Kino, Zeughofstraße 20.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen