: „Alarmstufe rot“ für die Blauhelme in Bosnien
■ UNO dehnt Einsatzgebiete auf die Krajina aus
Sarajevo (dpa/taz) – Die Friedenstruppen der UNO sind gestern im gesamten Einsatzbereich in Bosnien und zum Teil auch in Kroatien in Alarmbereitschaft versetzt worden. Während für die Blauhelm- Soldaten in Bosnien bereits die höchste, die „Alarmstufe rot“ galt, wurden die UN- Soldaten in der kroatischen Krajina zunächst nur in „Alarmstufe orange“ versetzt. Alle weiblichen Unprofor-Angestellten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden nach Zagreb evakuiert. Für die rund 18.000 in Bosnien stationierten Blauhelme gilt nun, daß sie sich nur noch im Panzerwagen und mit Schußweste und Helm bewegen dürfen, die 13.000 UN- Soldaten in Kroatien wurden in ihre Stützpunkte beordert.
Anlaß für diese Maßnahmen war die Entscheidung von UNO und Nato, nach den serbischen Luftangriffen gegen die muslimische Enklave Bihać das Einsatzgebiet der Allianz auf die benachbarte Krajina – die von den Serben kontrollierten Gebiete in Kroatien – auszuweiten. Ein Unprofor-Sprecher verwies aber auch darauf, daß die Sicherheit der in der Bihać- Region stationierten bangladeschischen Blauhelme bedroht sei, weil die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem „sichtbaren Mangel an Effektivität und mit der Inaktivität“ der Unprofor steige. Über eine eventuell bevorstehende Aktion gegen den serbischen Militärflughafen Udbina in der Krajina wollten UN-Sprecher nichts mitteilen.
Der Weltsicherheitsrat hatte am Samstag abend in einer Sondersitzung einstimmig die Resolution 958 verabschiedet, mit der das bisher auf Bosnien beschränkte Einsatzgebiet der Nato auch auf die Krajina ausgedehnt wurde. Bundesaußenminister Klaus Kinkel begrüßte ebenso wie sein französischer Kollege Alain Juppé diese Entscheidung. Die Nato sei zur Umsetzung des Beschlusses bereit, die Militäraktionen bei Bihać müßten unverzüglich eingestellt werden. Gleichzeitig warnte Juppé jedoch die USA vor der Versuchung, „eine Logik des Krieges zu fördern“. Unterdessen setzten die serbischen Truppen ihre Angriffe auf Dörfer und Städte der muslimischen Enklave mit unverminderter Härte fort. Seiten 8 und 10
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