: Treptow macht Tempo für neues Tempodrom
■ Treptow bietet Standort Schlesischer Busch an / Bezirksamt Kreuzberg will heute über eigenen Vorschlag entscheiden
Nach monatelangen Querelen um einen neuen Standort für das Tempodrom hat sich Treptow für den Standort am Schlesischen Busch entschieden. Bürgermeister Peter Brückner (SPD) teilte Mitte letzter Woche der Kulturverwaltung den positiven Bescheid mit. Das Gelände auf dem ehemaligen Mauerstreifen zum Nachbarbezirk Kreuzberg bietet nach Ansicht von Bezirksamtssprecher Günter Teske aus verkehrlichen, lärmtechnischen und ökologischen Gesichtspunkten die „besten Möglichkeiten“ für die Ansiedlung.
Für das Festzelt, das Ende 1996 wegen des Umzuges von Regierung und Parlament das Gelände im Tiergarten räumen muß, liegt ein Konzept der Architektin Jutta Kalepky vor. Danach soll das 3.000 Plätze fassende Zelt künftig in einem Gebäude untergebracht werden, das neueste ökologische Standards berücksichtigt. Der von der Betreiberin Irene Moessinger bevorzugte Standort im Treptower Park schied nach monatelangen Diskussionen ebenso aus wie der Busbahnhof in der Nähe der Puschkinallee, dessen Hallen unter Denkmalschutz stehen.
Daß das Terrain am Schlesischen Busch sich auf einem erst kürzlich angelegten Grünstreifen befindet, stellt in den Augen der Treptower Planer kein Hindernis dar. Die jüngst eingepflanzten Bäume könnten mitsamt Wurzel ausgegraben und an einer anderen Stelle verpflanzt werden, versicherte Teske. Auch das in einem ehemaligen DDR-Wachturm untergebrachte „Museum der verbotenen Kunst“ sei nicht gefährdet, da das neue Tempodrom in rund 50 bis 70 Meter Entfernung angesiedelt werden solle. „Das Museum bleibt, wo es ist“, trat Teske gestern Spekulationen um einen Abriß des lange Zeit in Treptow umstrittenen Turms entgegen.
Mit seiner Entscheidung bringt der Ostbezirk nunmehr den Konkurrenten aus Kreuzberg in arge Bedrängnis. Eine vor wenigen Wochen von Bürgermeister Peter Strieder (SPD) eingesetze Arbeitsgruppe hat unterdessen zwei Standorte geprüft. Als Favorit gilt das Gelände am Anhalter Bahnhof, nachdem das Yorck-Dreieck wegen seiner ungünstigen Lage und schwieriger Grundstücksfragen bei Moessinger auf wenig Gegenliebe stieß. Strieder will nun auf der heutigen Sitzung der Stadträte „eine positive Entscheidung“ herbeiführen, erklärte gestern der Kreuzberger Bezirksamtssprecher Stefan Krautschick der taz. Noch sind die Würfel nicht gefallen: Die Hochfläche des Anhalter Bahnhofs, die möglicherweise bei einem Neubau des Tempodroms angetastet werden müßte, hat sich seit Stillegung der Gleisanlagen zum Stadt-Biotop entwickelt.
Tempodrom-Betreiberin Moessinger, die der heutigen Sitzung beiwohnen wird, favorisiert den Anhalter Bahnhof: „Hierzu kann ich nur sagen: ein klares Ja!“ Zum neuesten Treptower Angebot äußerte sie sich gestern zurückhaltender. Der Standort am Schlesischen Busch sei nach dem Treptower Park stets die „zweite Lösung“ gewesen, aber durchaus „auch möglich“. Severin Weiland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen