: Fauler Kompromiß
■ betr.: „Kinder werden Schnupper- Deutsche“, taz vom 14.11.94, „Ausländer bleibt Ausländer“, taz vom 15.11.94
[...] Prinzipiell ist der Kompromiß der Koalitionspartner CDU/ CSU und FDP zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber bei näherer Betrachtung handelt es sich mehr um ein kleines Zugeständnis an die FDP, die im Bundestagswahlkampf die doppelte Staatsangehörigkeit propagierte. Die Inkonsequenz sieht man schon an den Argumentationen seitens der BefürworterInnen bzw. Koalitionspartner. „Bisher, so (der bayerische Innenminister) Beckstein, habe ein in Deutschland lebendes ausländisches Kind beispielsweise bei einer Klassenfahrt nach Österreich ein Visum beantragen müssen. Dies werde nun wegfallen.“
Es geht völlig am Problem vorbei, lediglich Visa-Formalitäten für Kinder zu beseitigen, zumal auch nur relativ wenige von dieser Regelung profitieren können. Was ist mit den vielen in Deutschland geborenen und lebenden BürgerInnen mit fremder Staatsbürgerschaft?
Gerade mit der Volljährigkeit stehen ohnehin zahlreiche wichtige Entscheidungen für das weitere Leben an, und zusätzlich werden die jungen Leute noch mit der endgültigen Entscheidung zwischen der Kultur, aus der sie kommen, und dem Land, in dem sie leben, konfrontiert.
Wie einfach klingt dagegen doch das Modell der doppelten Staatsbürgerschaft, das diesem Konflikt Rechnung trägt und von vielen Organisationen angestrebt wurde und weiterhin verfolgt wird. Von vielen wird dieses Modell ohnehin nur als Übergangslösung für ein oder zwei Generationen gesehen und auch als solches akzeptiert.
Auch viele Studierende leben täglich in dem oben geschilderten Konflikt zwischen Herkunft und dem Leben in der neuen Heimat. So sind zum Beispiel von den rund 17.000 Studierenden der Uni-GH Paderborn 5,7 Prozent ausländische Studierende, von denen ein Teil genau in diesem Zwiespalt steckt. Deshalb fordert Asta die PolitikerInnen auf, das Konzept der doppelten Staatsbürgerschaft zu unterstützen und lehnt den Koalitionskompromiß als unzureichend ab. Carsten Schulte,
Jochen Greiving,
Detlev Beyerlein,
Asta Paderborn
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