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Leider nur für Erwachsene

■ Aron Stiehls „Peterchens Mondfahrt“ im Theater für Kinder

Das Theater für Kinder besitzt eine besondere Note. Die Wände sind bunt bemalt, es gibt keine hohen Treppenstufen, und die Zuschauer sitzen auf niedrigen Holzbänken. Alles scheint auf die Bedürfnisse der Kleinen ausgerichtet, nur die Theateraufführung selber zielt leider an den Interessen seiner jungen Zuschauer vorbei.

Peterchens Mondfahrt heißt die neue Inszenierung von Regisseur Aron Stiehl, die am Dienstag Premiere feierte. Amüsiert haben sich die anwesenden Kinder nicht, das zweistündige Ereignis war eine langwierige und wenig abwechslungsreiche Angelegenheit. Denn dem Regisseur ist es nicht gelungen, diese Kindergeschichte aus der Kaiserzeit so umzusetzen, daß sie auch Kindern der 90er Jahre gerecht wird.

Unverständliche Klischees werden transportiert: Der kinderliebe Onkel Max dient dem wilhelminischem Reich als Soldat. Knallend läßt er seine Hacken schlagen und salutiert standesgerecht. Die ältliche Lehrerin Fräulein Zick gibt sich streng und lebensfremd, und der vermögende Onkel Fritz ist ein Charmeur des alten Schlages.

Schließlich vergnügt sich die ganze Gesellschaft im Wohnzimmer, während die Kinder schlafen geschickt werden. Und diese Situation auf der Bühne läßt sich mühelos auf den Zuschauerraum übertragen: Die Erwachsenen amüsieren sich über das intrigante Treiben der Geburtstagsgäste – und die Kinder langweilen sich. Für ein Kindertheater doch eine etwas unglückliche Zuschauerreaktion. Auch der zweite Teil, in dem Peter und Anneliese auf den Mond fliegen, wirkt langweilig. Es wird viel geredet und wenig gehandelt. Das Stück scheint nicht für Kinder, sondern für das Kind im Erwachsenen gemacht. Deshalb sagt doch laut heraus: Kindertheater für Erwachsene! Martje Schulz

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