piwik no script img

Keine Abgrenzung

■ betr.: „Geschichtsstunde der Op position“, taz vom 7.11.94

Ist es nur die typisch tazlerische, herablassend-näselnde Weltsicht oder die kontinuierliche Sympathie der taz für die neuliberalen RealpolitikerInnen aus dem Bündnis 90, die in diesem Artikel den Eindruck erweckten, bei dem besprochenen Treffen hätte sich nur eine andere (linksoppositionelle) Variante von DDR-Nostalgie- Klub zur „Geschichtsstunde“ getroffen? In dem Artikel wurden zwar durchaus von TeilnehmerInnen vertretene Ansichten herausgepickt, aber daß es sich um den ernsthaften und vor allem selbstkritischen Versuch einer Analyse unseres Scheiterns handelte, kommt nicht zum Ausdruck. Die LeserInnen erfahren ebensowenig, daß dieses notwendige Gespräch darüber, was die DDR-Opposition war, welche strukturellen Schwächen sie kennzeichneten und welche Fehler sie vor und in der „Wende“ machte, erstmals in ziemlicher Breite der einst und jetzt basisdemokratischen Opposition Ostdeutschlands stattfand.

Wenn all dies nicht gesagt wurde, ist das schade, doch daß an anderer Stelle etwas hinzugefügt wurde, was nicht vorkam, darf nicht unwidersprochen bleiben: Die Behauptung, ich hätte gesagt, daß nicht „Rainer Eppelmann und auch nicht Bärbel Bohley“ am 7. Oktober '89 auf der Schönhauser Allee zusammengeschlagen wurden, sondern die Antifa Prenzlauer Berg, ist falsch. Ich hatte lediglich auf die heute übliche Unterschlagung der Autonomen Antifa verwiesen, ohne die Abgrenzung zu anderen Oppositionellen in diesem Zusammenhang vorzunehmen. Solcherart Abgrenzungen hielte ich selbst dann für falsch, wenn sie im Detail zufällig zuträfen. Es wäre nur eine neuerliche Geschichtsverdrängung, denen, von denen mich schon in der DDR, wie bei Herrn Eppelmann, oder heute, wie bei Herrn Templin, politische Welten trennen, die persönliche Courage im Kampf gegen die stalinistische Diktatur absprechen zu wollen. Bernd Gehrke, Prenzlauer Berg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen