piwik no script img

■ Vom Nachttisch geräumtHarmonische Atmosphäre

Monika Deutz-Schroeder und Jochen Staadt haben Briefe herausgegeben, die Erich Honecker zwischen 1969 und 1989 zugeschickt bekam. Zum Beispiel den, in dem Walter Ulbricht seinen Nachfolger um Eintrittskarten zur Festveranstaltung zum 55. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution bittet. Vergebens. Berthold Beitz, Aufsichtsratsvorsitzender der Krupp AG, dankt 1988 dem Staatsratsvorsitzenden, daß der mit ihm jagen ging und sie „Gelegenheit hatten, in der ruhigen und harmonischen Atmosphäre die uns bewegenden Themen zu erörtern. Ihre Aufgeschlossenheit und ihr Interesse bedeuten mir Ansporn für die Zukunft.“ Völlig gaga ist das Telefongespräch aus dem Jahre 1983 zwischen Erich Honecker und dem Immernochkanzler Helmut Kohl:

„Hallo?“

„Ja, hier spricht Kohl.“

„Ja.“

„Guten Tag, Herr Generalsekretär.“

„Augenblick mal. Hallo? Wer ist da?“

„Hier ist Kohl.“

„Guten Tag, Herr Kohl. Hier ist Honecker.“

„Guten Tag, Herr Honecker.“

„Ich höre hier etwas schwach.“

„Es war leitungsmäßig ein Problem, durchzukommen. Herr Generalsekretär, ich rufe Sie an, weil hier eine sehr ungute Lage entstanden ist. Aber ich will nicht, daß aus dieser Lage insgesamt negative Perspektiven entstehen.“

„Was meinen Sie damit? Hallo? Ich höre so schwer.“

„Hallo? Jetzt ist es gut. Ja?“

„Ja, jetzt geht's.“

„Ich spreche etwas lauter. Ja?“

„Ja.“

„Wenn ich aber dann zu laut spreche, müssen Sie es sagen.“

„Es ist nicht zu laut.“

„Teurer Genosse! Briefe an Erich Honecker“. Herausgegeben von Monika Deutz-Schroeder und Jochen Staadt. Transit 1994, 159 Seiten, 28 DM

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen