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Russische Söldner in Tschetschenien

■ Opposition startet großangelegte, aber erfolglose Offensive Artilleriegefechte in der Hauptstadt Grosny

Grosny/Moskau (AFP) – Einheiten der bewaffneten Opposition der Kaukasusrepublik Tschetschenien haben am Wochenende eine großangelegte, aber erfolglose Offensive zum Sturz von Präsident Dschochar Dudajew gestartet. Sie drangen am Samstag morgen mit mehreren hundert Soldaten und mehr als 35 Panzerfahrzeugen in die Hauptstadt Grosny ein. Hunderte Soldaten beider Seiten lieferten sich im Stadtzentrum stundenlang heftige Artilleriegefechte. Dabei wurden auch Raketenwerfer eingesetzt. In der Nacht zum Sonntag mußten sich die Oppositionstruppen dann allerdings wieder aus der Stadt zurückziehen. Bei den Kämpfen sollen mehr als 200 Kämpfer der Opposition getötet und etwa 120 festgenommen worden sein.

Ein Sprecher von Präsident Dudajew beschuldigte Rußland, aktiv in die Kämpfe eingegriffen zu haben. Unter den Festgenommenen seien auch 68 russische Soldaten. Diese würden „wahrscheinlich“ als Geste des guten Willens freigelassen. Aber wenn Rußland sein „militärisches“ Abenteuer fortsetze, würden sie „natürlich“ hingerichtet, betonte Merschujew. Der Sprecher der russischen Spionageabwehr wies die Vorwürfe einer direkten Beteiligung an den Kämpfen zurück. Bei den Festgenommen könne es sich höchstens um „Söldner“ handeln, nicht um regulär dienende russische Soldaten. Einer der festgenommenen Soldaten er sei für umgerechnet etwa 1.500 Mark im Monat angeworben worden.

Die Opposition kämpft mit Unterstützung Moskaus für den Sturz Dudajews. Dieser hatte Tschetschenien mit seiner überwiegend moslemischen Bevölkerung Ende 1991 für unabhängig von Rußland erklärt. Moskau erkannte die Unabhängigkeit dieser 13.000 Quadratkilometer großen Republik, die über reiche Erdölvorräte verfügt, jedoch nie an. Es reagierte mit einem politischen und wirtschaftlichen Boykott Tschetscheniens und unterstützte die Einheiten der Opposition logistisch und finanziell.

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