Salman Rushdie trifft nun doch Außenminister Kinkel

■ EU soll sich gegen Fundamentalisten wehren

Berlin (taz) – Bundesaußenminister Klaus Kinkel findet jetzt offenbar nicht mehr, daß ein Treffen mit dem Schriftsteller Salman Rushdie diesem schaden könne, und wird ihn nun doch treffen. Dies teilte das internationale Rushdie-Verteidigungs-Komitee gestern mit.

Noch im September hatte es in einem Brief des Kinkel-Referenten Heidorn an das Grundrechtskomitee „Article 19“ geheißen: „Die deutsche Regierung glaubt nicht, daß ein Treffen zwischen Herrn Rushdie und den Mitgliedern der Troika [der EU, die Red.] im Interesse des britischen Autors liegt. Im Gegenteil, angesichts der gegenwärtigen politischen Situation im Iran könnte zuviel Öffentlichkeit den iranischen Präsidenten dazu verleiten, seine Position zu verhärten und uns noch tiefer in einen Konflikt hineinzuziehen, den wir in den letzten Jahren nicht zu lösen vermochten.“

Gemeinsam mit „Article 19“ fordert das Komitee die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf, ihren Protest gegen die auch von der iranischen Regierung ausgesprochene Morddrohung gegen Rushdie erneut zu bekräftigen und auf ihrem Gipfeltreffen in Essen eine gemeinsame Erklärung zu verabschieden, die schärfer formuliert ist als die vor zwei Jahren in Edinburgh verabschiedete, dem Iran gegenüber relativ sanftpfötig gehaltene Verlautbarung. Damals war Rushdie versprochen worden, man werde bei allen Treffen mit iranischen Gesprächspartnern die Rücknahme der Fatwa fordern und im EU-Rahmen die Frage seiner Reisefreiheit erörtern. Dies hat bislang noch nicht stattgefunden.

„Article 19“ schlägt vor, eine Erklärung zu verabschieden, in der es heißt: „Während des Banns gegen Rushdie hat ein ganzes Netz iranischer Staatsbürger, die offensichtlich in terroristische Aktivitäten verwickelt waren, auf deutschem Boden operieren können, ohne von der deutschen Regierung daran gehindert zu werden. Solche Aktivitäten drohen allen europäischen Ländern.“ Mariam Niroumand