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Wer muß hier bald gehen?

■ Die Männer in der CDU streiten über die Frauenquote / Heute wird abgestimmt

Berlin (AP/taz) – „Bauchschmerzen“ hat nicht nur Baden-Württembergs CDU-Generalsekretär Volker Kauder. Von Magengrimmen werden nach Kauders Meinung all jene Delegierten auf dem heutigen CDU-Bundesparteitag befallen, die gegen ihre innere Überzeugung für die Frauenquote stimmen, weil sie „den Parteivorsitzenden nicht im Regen stehenlassen können“. Auch in den Herrenriegen der anderen CDU-Landesverbände hält sich die Begeisterung für das geplante Unions-Konstrukt „Quorum“, das den Frauen in Zukunft ein Drittel aller Ämter und Mandate bescheren soll, in Grenzen. Während Hamburgs CDU- Landesvorsitzender Dirk Fischer und Berlins CDU-Generalsekretär Peter Hintze an der ausreichenden Existenz qualifizierter Parteifrauen zweifeln, sorgt sich der CDU/CSU-Mittelstandschef Klaus E. Bregger um den guten Ruf der zukünftigen CDU-Quotenfrauen. „Welche Frau will sich denn als ,Quoten-Tante‘ beschimpfen lassen?“ fragte er.

Der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Rupert Scholz, nannte das Vorhaben „politisch problematisch und rechtlich riskant“. Der Verfassungsrechtler sprach sich statt dessen für eine Vorschlagsquote aus. Das hieße, daß es bei der Listenaufstellung einen festen Frauenanteil gäbe, die Delegierten aber frei in ihrer Entscheidung blieben.

Generalsekretär Peter Hintze verteidigte das gemeinsam mit Rita Süssmuth erarbeitete Modell dagegen. Es bekomme der Politik der CDU besser, wenn in verantwortlichen Funktionen mehr Frauen beteiligt seien. Schützenhilfe bekommt er vom niedersächsischen CDU-Fraktionschef, Christian Wulff. „Da wir mit allen Appellen nicht weitergekommen sind“, sagte Wulff der taz, „brauchen wir jetzt verbindliche Regelungen in Form von Quoren.“

Peter Hintze äußerte sich zuversichtlich, seinen Antrag erfolgreich durchzubringen. Der heutige Parteitag ist jedoch nur die erste Hürde. Wirklich ernst wird es erst im nächsten Jahr, wenn über eine entsprechende Satzungsänderung abgestimmt werden muß. Bis dahin müssen Süssmuth, Hintze und Kohl dreiviertel aller Delegierten von der Frauenquote überzeugt haben. Sonja Schock Seiten 4 und 10

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