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Mirow soll's richten

■ Bauwagenplatz Bambule will im Karolinen-Viertel bleiben

Trotz Räumungsbeschluß des Oberverwaltungsgerichts (OVG): Die sieben BewohnerInnen des Bauwagenplatzes „Bambule“ im Karo-Viertel wollen bleiben. „Wir werden nicht gehen, sondern hierbleiben – bedingungslos!“, drohten die WagenburglerInnen dem Bezirksamt Mitte Bambule an, wenn dieses versuche, eine Räumung polizeilich durchzusetzen.

Die Behörde hatte wiederholt betont, sie werde das Gelände an der Vorwerkstraße, auf dem Gärten für die BewohnerInnen der umliegenden Häuser geplant sind, so bald wie möglich räumen lassen. Manfred Getzmann, Anwalt der BauwagenbewohnerInnen, forderte inzwischen Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow auf, den Konflikt politisch zu lösen.

Im Visier hat der Advokat dabei das Bauwagengesetz, welches das Wohnen auf Rädern in Hamburg verbietet. Das OVG hatte in seinem am Montag bekanntgewordenen Beschluß betont, eine Räumung sei aufgund dieses Paragraphenwerks zwar rechtmäßig, gleichzeitig aber Kritik an dem Gesetz geübt: Es sei fraglich, ob das 35 Jahre alte Regelwerk „noch in die heutige Zeit paßt und gegebenenfalls zu ändern bzw. aufzuheben ist“ (taz berichtete). Denn in den Bezirken Altona und Mitte existieren längst ausgewiesene Bauwagenplätze.

Die Bauwagen-BewohnerInnen rechnen nach dem Urteilsspruch nun „tagtäglich mit einer Räumungsaufforderung“. Doch da sich die Bauwagen schlecht in Luft auflösen könnten, es andererseits „keinerlei Ersatzplätze“ gäbe, bleibt der Wagenburg kaum etwas anderes übrig, als dort zu bleiben, wo sie ist.

Kritik üben die BauwagenbewohnerInnen an der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg), die das Viertel als Sanierungsträger betreut. Sie hätte mehrere Gesprächstermine, in denen eine Lösung gesucht werden sollte, kurzfristig abgesagt. Steg-Sprecher Rüdiger Dohrendorf begründet die Absagen damit, daß die Steg „den Bauwagenbewohnern keine Ersatzflächen anbieten“ kann und nicht „in ein schwebenden Verfahren eingreifen“ wollte. Zudem sei sie der falsche Ansprechpartner: „Wir können nicht gegen den erklärten Räumungswillen des Bezirks agieren“.

Marco Carini

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