: Letzte Ausgeburt des Londoner Undergrounds
„Das Jungle fever breitet sich in Großbritannien aus“, lautete vor kurzem die Titelzeile des „Billboard“, des wichtigsten internationalen Fachmagazins der Plattenindustrie. „Jungle ist die letzte Ausgeburt, die die vibrierende Londoner Underground- Szene hervorgebracht hat und die den herrschenden Markt bedroht.“
Wie bitte? „Den herrschenden Markt bedroht?“ Tatsächlich hat Jungle Music es bislang geschafft, sich den gängigen Mechanismen von Produktion und Marketing zu entziehen, Produzenten und Konsumenten einander wieder anzunähern. Stars sind gerade erst im Entstehen, produziert wird in Schlafzimmerstudios. Was nicht heißt, daß der Dschungel keine Regeln hätte. Jungle- Leute kaufen ihre Sachen mit Vorliebe bei Armani oder Versace. Sie tragen Designerbrillen, „Jungle-Crowns“ genannt, die sie auf der Stirn tragen. Ihre Turnschuhe müssen von einem unbefleckten Weiß sein. Sie begrüßen sich mit einem vibrierenden „Respect!“, das nicht nur für die Männer gilt, und der Geruch von Ganja ist eher anzutreffen als der von Crack.
Jungle ist eben kein HipHop. Jungle ist keine Musik der ethnischen Stereotype, keine sexistische Angelegenheit, keine inszenatorische Selbstfeier des Vorstadtgangsters. Bloß: Was ist Jungle dann?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen