: Kabelbrände ohne Dioxinvergiftung
■ Nach Kritik vom Umweltbundesamt und von Greenpeace bald keine PVC-Kabel mehr im öffentlichen Wohnungsbau
Kabel aus Polyvinylchlorid (PVC) soll es im öffentlichen Wohnungsbau schon bald nicht mehr geben. Eine entsprechende Richtlinie von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) gibt es noch nicht, wohl aber ein breites Bündnis von der Bauverwaltung über den Umweltflügel der SPD bis zum Umweltbundesamt und Greenpeace. Da mittlerweile Alternativen auf dem Markt sind, scheint das Verbot der PVC-Kabel nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Vor vier Jahren, als PVC-Verbote in verschiedenen Baurichtlinien fixiert wurden (s. Bericht oben), habe es noch keine in der Qualität vergleichbaren Kabel aus anderem Material gegeben, erklärt der für ökologischen Städtebau zuständige Mitarbeiter der Bauverwaltung, Peter Foerster-Baldenius. Daher wurden nur Böden, Tapeten und Kleinteile verboten. Seit 1992 dürfen keine PVC-Wasserrohre mehr eingebaut werden.
Nun stehen die Elektroleitungen auf dem Programm: „PVC- Kabel gehören zu den umweltgefährlichsten und für die Gesundheit riskantesten PVC-Anwendungen und haben auf Baustellen nichts mehr zu suchen“, meint Carsten Körnig von Greenpeace: Bei Kabelbränden entstehe „das Ultragift Dioxin“. Von der Verwaltung fordert er Richtlinien, nach denen nur noch halogenfreie Kabel verwendet werden dürfen.
Das Abgeordnetenhaus soll sich dieser Forderung nach dem Willen von Holger Rogall, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, anschließen. Er brachte jetzt einen entsprechenden Antrag ein.
Bei Foerster-Baldenius rennen Körnig und Rogall damit offene Türen ein: „Wir stehen dem Antrag positiv gegenüber, da wir PVC-Kabel inzwischen für substituierbar halten.“ Nach Greenpeace-Angaben werden in Berlin Kabel hergestellt, die auch im Brandfall ungefährlich sind. Die von Greenpeace und dem Umweltbundesamt vorgetragene Kritik, die geltenden Richtlinien seien inkonsequent, hält Foerster-Baldenius daher für berechtigt. ca
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen