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Beschwörung von Macht und Tod

■ Das Kunsthaus BBK zeigt bei der Schau „Zeitgleich“ sehr selbstreflexive slowakische Künstler

Hammer und Amboß, beide mehrfach gebrochen, am Holzstiel der mannshohen Eisenskulptur eingeritzt eine blaue Blume: So symbolisch eröffnet sich den Besuchern eine Ausstellung von acht Künstlern aus Bratislava. Zeitgleich heißt die Schau im Kunsthaus des BBK, die parallel zur Austausch-Präsentation von zehn Hamburger Künstlern in der slowakischen Hauptstadt gezeigt wird.

Zur Eröffnung kam der Botschafter, schließlich ist die Slowakei seit kurzem ein eigener Staat. Gibt es nun auch eine typisch slowakische Kunst? „Oh bitte, es geht nicht um Folklore“, sagt Ivan Jancar, der Kurator der Zusammenstellung, und verweist auf den europäischen Zusammenhang.

Auch ist die große Wende als Erklärung reichlich überstrapaziert. Zwar kann inzwischen Kunst im großen Stil gezeigt werden, die vor der Wende alles andere als gefördert wurde. Doch gibt es daneben viel mehr Kontinuität als meist vermutet: Es gab durchaus kleinere Ausstellungsmöglichkeiten im Ausland. Die These, in den ehemaligen Ostblockländern habe es heimlich nie etwas anderes außer Westkunst gegeben und die Künstler seien nun beglückt, endlich in dieser Familie mitmischen zu können, ist nichts als Arroganz. Die andere Art des Diskurses wird von beiden Seiten immer noch mit der weitgehenden Unkenntnis der westlichen Diskussion erklärt, statt aus dem scheinbaren Mangel neue Qualität zu bestimmen und ernst zu nehmen.

Verlassene russische Munitionskisten installiert Juraj Bartzusz. Rudolf Sikora variiert in seinen großen Bildern die schwarz-blau-rote abstrakte Formsprache der Suprematisten und zerbricht darin ganz beiläufig bekannte Zeichen wie Hammer und Sichel. Dezider Toth läßt bemalte Bücher zu Reservaten erstarren. Allen Künstlern dieser Ausstellung geht es um komplexe Motivschichtungen, vielen um Auflösung der Figur in Farbe und Form. Bei Viktor Huliks Verschiebungen werden Landschaftsbilder nach dem Prinzip des Zollstocks auseinandergezogen und so der traditionelle Bildraum je nach Bedarf wenig oder gänzlich aufgebrochen. Eine originelle Lösung, die im Notfall eines erneuten politischen Wechsels das Bild auch wieder zur alten Sehweise zurückschieben kann.

Eine stark erzählende Selbstreflexion ist das Wesen dieser sich stark im Material abarbeitenden Kunst. Ihr sind ironische Zitate und fluxushafte Leichtigkeit ebenso fremd wie die Materialökonomie der Minimalart. Mit Grabeserde, zu Holzbalken mutierenden Menschenkörpern und zersplittertem Glas baut Jozef Jankovics eine tonnenschwere Installation. Sie muß den pathetischen Titel Endlösung verkraften, ohne das speziell Deutsche dieses Wortes direkt zu meinen, und beschwört raunend Macht und Tod.

Beginnt also 60 Kilometer von Wien entfernt eine andere Welt? Nein, aber wo es um Opposition und Aufbau, Eigenstaatlichkeit und Geschichte geht, ist Ernsthaftigkeit angesagt. Die Kunst ähnelt nur scheinbar der kunstinternen Formenanalyse der Westtradition und findet ihre schwere Aufgabe in der Darstellung und Bewältigung der unvermeidbaren Brüche in der Identität. Hajo Schiff

Kunsthaus BBK, Di–So 11–18, Do –21 Uhr; bis 15. Januar.

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