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Post will Ämter im Osten schließen

■ Anwohner im Bezirk Prenzlauer Berg wehren sich dagegen

Schon zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre will die Post das Amt Nummer 57 in der Senefelderstraße in Prenzlauer Berg schließen. Auch das Amt 55 in der Marienburger soll dichtgemacht werden. Bisher war die Schließung des Postamtes Senefelderstraße immer am Widerstand der Anwohner gescheitert, die 1991 und 1993 auf die Straße gingen, um „ihr“ Postamt zu retten.

Wie bei den beiden letzten Versuchen bietet die Oberpostdirektion das Postamt Eberswalder Straße als Ausweichlösung an. Das liegt aber zehn Minuten Fußweg entfernt an der vielbefahrenen Schönhauser Allee und ist besonders für alte Leute nur schwer zu erreichen.

Darüber hinaus soll eine neue Filiale in der Marienburger Straße/ Ecke Prenzlauer Allee eröffnet werden. Diese befinde sich dann in „zumutbarer Entfernung“ und sei auch „für ältere Bürger gefahrlos über ampelgeregelte Kreuzungen zu erreichen“, verspricht Dieter Wöhlert, Präsident der Direktion Postdienst Berlin in einem Brief an die lokale Bürgerinitiative. Außerdem gebe es in Ostberlin, so Wöhlert weiter, eine „postalische Überversorgung“, die abgebaut werden müsse.

Ganz anders sieht das Harald Gröhler von der Betroffenenvertretung Helmholtzplatz: „Das neue Postamt ist zu weit weg und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen. Das ist einfach unzumutbar. Und das Postamt Eberswalder Straße ist sowieso schon chronisch überlaufen.“ Außerdem habe die Bürgerinitiative allein an zwei Nachmittagen über 1.000 Unterschriften für den Erhalt des Postamtes in der Senefelderstraße gesammelt.

Dieser Konfrontation mit Bürgerunmut will die Direktion Postdienst gerne aus dem Wege gehen. Die „kompromißlose Haltung“ der Betroffenenvertretung, so klagt die Behörde, „die weder bestens bekannte Sachzwänge auch nur ansatzweise gelten läßt, noch zu akzeptieren bereit ist, daß auch im Bezirk Prenzlauer Berg gleiche postalische Verhältnisse wie in anderen Stadtbezirken gelten müssen“, lasse keinen Raum für eine fruchtbare Diskussion.

Die Anwohner denken jetzt über weitere Aktionen nach. Matthias Bernt

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