piwik no script img

Unterm Strich

Derzeit tobt eine 1-A-Schlammschlacht: Im Streit um die Kritik Wolf Biermanns an führenden Politikern der PDS hat der österreichische Bildhauer Alfred Hrdlicka heftige Attacken gegen Biermann geritten. Er sei „kein Saubermann, nur eine Sau“, sagte Hrdlicka gestern der in Wien erscheinenden Zeitung Der Standard. „Deshalb hab ich geschrieben, da wünsch ich ihm halt die Nürnberger Rassengesetze an den Hals. Denn die hat der Gysi nicht beschlossen.“ Der Liedermacher sei ein „Angeber, Opportunist und Trottel, der die Fresse aufreißt“. Schon am Montag abend hatte Hrdlicka im Fernsehen getönt, Biermanns Kritik an Gysi sei am „Rande der Perversität, daher gehört ihm eine über die Rübe“. Die Äußerungen Hrdlickas, die er teilweise im November schon in einem offenen Brief im Neuen Deutschland vorgetragen hatte, haben seinerseits das Nachrichtenmagazin profil zu heftiger Kritik veranlaßt. „Der Antifaschist Hrdlicka läßt dem Sturmbannführer in sich freien Lauf“, schrieb

das Magazin in seiner jüngsten Ausgabe. Hrdlickas Wiener Mahnmal für die verfolgten Juden „sollte sofort abgeräumt“ werden. „Sie sind genug verhöhnt worden und brauchen sich nicht von einem linken Nazi post mortem weiter verhöhnen zu lassen“, hieß es in dem Blatt. Macht nur so weiter. Von so was leben wir hier schließlich.

In Bremen fand vergangene Woche erstmals ein internationales Treffen zum hochsensiblen Thema Beutekunst des Zweiten Weltkrieges statt. Die Zahl geraubter Kunstschätze ist unter den Experten schwer umstritten. Voraussetzung für vertrauensvolle Verhandlungen ist die genaue Feststellung, was in anderen Ländern tatsächlich noch zu finden ist, Vorraussetzung für mögliche Rückführungen eine akribische Verlustdokumentation. Obwohl viele Beutestücke in Rußland vermutet werden, hat das Treffen gezeigt, daß auch viele andere Länder eng mit diesem Problem verbunden sind. Ab sofort will man sich nun jährlich treffen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen