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Anfang vom Ende der UNO-Präsenz in Bosnien?

■ Serbische Truppen demütigen Blauhelme

Sarajevo (AFP/taz) – Die Entscheidung der UNO, 400 ihrer Blauhelme aus Bihać zurückzuziehen, hat Spekulationen über einen Gesamtrückzug der UN-Truppen aus Bosnien ausgelöst. So teilte US- Verteidigungsminister Perry mit, die Nato-Pläne zur Evakuierung der rund 24.000 UN-Soldaten seien fast abgeschlossen. Aus Nato-Kreisen verlautete, die USA seien „grundsätzlich bereit“, einen Abzug der Soldaten mit eigenen Bodentruppen zu unterstützen. Frankreichs Außenminister Juppé stellte fest, daß „wir uns auf einen unvermeidlichen Abzug aus Bosnien zubewegen“. Dieser sei jedoch zur Zeit weder „eingeleitet noch beschlossen“.

Daß ein Rückzug der Blauhelme nur mit großen Schwierigkeiten durchgeführt werden kann, wurde jedoch bereits am Beispiel Bihać deutlich. Schon die erste Gruppe der aus Bangladesch stammenden Blauhelme wurden von kroatischen Serben gestoppt. Auch in anderen Teilen Bosniens kam es zu Auseinandersetzungen. Ein Hilfskonvoi wurde bereits wenige Stunden nach der Abfahrt blockiert, kam schließlich aber doch nach Bihać durch. Bei Goražde wurde eine UN-Einheit mit Granaten beschossen, in Nordbosnien ein UN-Posten zerstört. Die Serben in Banja Luka waren zwar bereit, einen herzkranken jordanischen Soldaten freizulassen, im Gegenzug mußte die UNO aber einen russischen Blauhelm als Geisel stellen. Ein kanadischer Soldat wurde nach ärztlicher Behandlung von der UN-Truppe wieder in serbische Geiselhaft geschickt. Der Unteroffizier hatte den Stützpunkt nur gegen das Versprechen, zurückzukehren, verlassen dürfen. Freigelassen wurden gestern immerhin 55 kanadische Blauhelme, nun halten die Serben noch rund 250 UN-Soldaten gefangen. her Seiten 3 und 10

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