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Das Wetter als eine höhere Ordnung

■ Der Heidelberger Physiologe Wolfgang Kuschinsky zur Hitzewelle im Winter

taz: 14 Grad im Dezember, geraten wir da nicht aus unserem winterlichen Biorhythmus?

Wolfgang Kuschinsky: Erwiesen sind tägliche Rhythmen beim Menschen, längerfristige Rhythmen sind weniger gut objektivierbar. Es spricht einiges dafür, daß wir solch warme Temperaturen im Winter nur deswegen als unnatürlich empfinden, weil wir aufgrund unserer Erfahrung ein anderes Wetter gewöhnt sind.

Viele Menschen klagen aber über Kreislaufprobleme angesichts der hohen Temperaturen.

Daß es Wettereinflüsse gibt auf die Funktion des Organismus ist vollkommen klar. Ein Beispiel ist da der Fön. Einige Leute fühlen sich sehr stark aktiviert, schlafen schlecht, andere haben Kopfweh. Bei Wetterumschwüngen treten erhöhte Erkrankungsraten auf. Es gibt Erkrankungen wie Narben, Rheuma, die auf Wetterumschwünge ansprechen. Wärmere Temperaturen im Winter aber generell als Ursache für Unwohlsein auszumachen, liegt eher an unserem Bedürfnis, immer Kausalitäten herstellen zu wollen.

Dann würde hinter der Wetterfühligkeit ja nur der Wunsch nach einer höheren Ordnung stecken, man braucht sozusagen einen Schuldigen, eine Ursache.

Ich glaube, da sind wir an einem tiefen Punkt angelangt. Man braucht eine Ordnung. Ich glaube, es ist eine Frage des subjektiven Empfindens, des Pessismus oder Optimismus, den man hat. Wenn man sowieso dazu neigt, sich über alles zu beklagen, dann hat man immer irgendwelche schlimmen äußeren Dinge, die einem das Leben schwer machen. Wenn man aber mit Optimismus rangeht, dann findet man 14 Grad vielleicht doch ganz schön und ist froh, daß man keinen Wintermantel anziehen muß und kein Glatteis auf den Straßen hat.

Das Gespräch führte

Barbara Dribbusch

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