: Weg vom Gießkannenprinzip
Beirat für Freie Theatergruppen gab Votum ab / Die (gekürzten) Senatsgelder für 1995 sind verteilt: Weniger Gruppen bekommen teilweise mehr ■ Von Petra Kohse
Wem jetzt noch kein Geld zugesichert wurde, der kriegt auch keines mehr, die Entscheidungen sind gefallen, die Zuwendungen für Freie Theatergruppen – zumindest auf dem Papier – verteilt. Rund 2,9 Millionen Mark werden 1995 nach dem Votum des Beirats für Freie Gruppen an 34 Einzelprojekte verteilt, darüber hinaus gibt es 3,6 Millionen Mark für die sogenannte Optionsförderung: eine Bezuschussung, die für mindestens drei Jahre garantiert ist.
Was diese betrifft, so laufen 1995 einfach die Verpflichtungen vom letzten Jahr weiter. Berliner Kammeroper, Hans Wurst Nachfahren, Neuköllner Oper, Tanzfabrik, Tanztheater Skoronel, Teatr Kreatur, theater 89, Theater zum Westlichen Stadthirschen und Zan Pollo Theater werden gemeinsam etwa 140.000 Mark weniger bekommen als in diesem Jahr, Einzelbeträge sind noch nicht bekannt. Bei den Projekten mußte der Beirat diesmal allerdings etwas wählerischer sein als im letzten Jahr, da knapp 500.000 Mark weniger zur Verfügung stehen. Statt 45 Gruppen werden jetzt nur noch 34 Gruppen in den Genuß der Senatsförderung für eine oder mehrere Inszenierungen kommen. Die Beträge variieren zwischen 15.000 und 265.000 Mark.
Zehn Kinder- und Jugendtheater sind dabei (darunter das Fliegende Theater, Theater Gaukelstuhl und Theaterproduktion Strahl), 14 Schauspieltheater (u.a. Brüssel Projekt, Weites Theater, Freies Schauspiel, StüKKe und Theater Affekt), vier Musiktheater (College of Hearts, Di'Miro/ M.A.R.A.M., Neue Opern- und Theaterbühne Berlin und Zwei Drittel) sowie vier Tanzgruppen (Example Dept., Rubato, tatoeba und Toladá) und die Solistinnen Tatjana Orlob und Sasha Waltz.
Die Akzente liegen auf StüKKE (265.000 Mark) und Toladá (220.000 Mark). Die anderen erhalten maximal 130.000 Mark. Aber Toladá bekam schon in diesem Jahr die gleiche Summe – Erfolg und Anerkennung sind gewachsen, die Bezüge nicht. StüKKe hingegen wird um 105.000 Mark höher eingestuft als 1994, die kontinuierliche Aufführung zeitgenössischer englischsprachiger Dramatik wird deutlich honoriert.
Auch der Nachwuchs wird berücksichtigt: Koop ist neu hinzugekommen. Im Theater am Halleschen Ufer zeigte diese sehr junge Truppe einen beachtlich reduzierten, wenn auch (noch) nicht ganz konsequenten Ansatz bei einer Amphitryon-Inszenierung – jetzt erhalten sie 80.000 Mark.
Als dritten Posten hat der Senat noch Spielstättenförderungen zu verteilen, in diesem Jahr bekamen zehn Bühnen knapp 2 Millionen Mark, für 1995 ist das noch nicht entschieden. Entscheidungen sind immer kritisierbar, und die Beiratsentscheidung wird jedes Jahr scharf angegriffen, vor allem von den übergangenen Theatern. Das ist verständlich und hat in einigen Fällen sicher auch seine Berechtigung. Andererseits: Ohne die Spielstättenförderung können 1995 rund 640.000 Mark weniger verteilt werden. Das ist eine Menge bei den geringen Summen, die überhaupt zur Verfügung stehen. Daß der Beirat nicht stoppelte (274 Anträge lagen vor!), sondern teilweise sogar aufstockte und insgesamt weniger Gruppen förderte, ist ein erfreulicher Schritt weg vom Gießkannenprinzip, bei dem etliche nicht sterben dürfen, aber auch nicht leben können.
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