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■ Senatsgefördert: reedstorm saxophon 4tet im A-Trane

Wie kommt man zu so einem Namen? „reed, so heißt das Saxophonblättchen, und storm, na ja, Blättersturm, soll halt andeuten, wie wir klingen“, sagt der Tenorsaxophonist Torsten Piper des Saxophonquartetts reedstorm, das heute sein Club-Debüt im A-Trane gibt. Als er, sein Sopran- und Altsax-Kumpel aus Aachener Tagen, Roland Schmitt, der Berliner Altsaxer Michael Scheunemann und die Baritonspielerin Dagmar Thimm aus der Hanns-Eisler-Connection sich Anfang des Jahres zusammentaten, war es zunächst mal lediglich ein weiteres Experiment der Marke „kammermusikalische Formation im Jazzkontext“. Als Piper ein paar Monate später die Kassette von den Blätterproben zum Senat trug, um am diesjährigen Studiopreiswettbewerb zu partizipieren, rechnete noch keiner von ihnen mit einer positiven Reaktion. Doch die kam postwendend, und mittlerweile sind die Studioaufnahmen bereits abgehakt, und das Mastertape harrt jetzt seiner Weiterverarbeitung zur CD. Und wer sich in diesem Jahr wieder an der Jazz-Steuer vorbeimogeln wollte, könnte seine überschüssigen Märker doch auch mal direkt weiterreichen, denn (nicht nur) reedstorm braucht Geld, um eine CD fertigen zu lassen. So weit reichen die Senatsmittel einstweilen nicht. Im Vorjahr schon bewies der Jazzbeirat des Kultursenats einen ungewohnt guten Riecher, als er das Paul Brody Octet und FRIGG mit Studiopreisen bedachte. Brodys CD soll Anfang 1995 auf den Markt kommen, und FRIGGs gerade veröffentlichte CD „Isn't It A Tango“ (99 Records) ist so ziemlich das Beste, was die Berliner Szene in letzter Zeit auf der kleinen Scheibe zustande brachte.

Nach knapp einjährigen Proben kommt jetzt also reedstorm mit einem an itchy Fingers, Wayne Shorter, 29th Street Saxophone Quartet und World Saxophone Quartet angelehnten Programm, mit groove- und melodiebetonten Eigenkompositionen und dem Versprechen, daß das wichtige Rascheln mit den Notenblättern nicht der Sound ist, von dem ihr Name kündet. Da das Durchschnittsalter der reedstormer die 30 knapp überschreitet, „sind wir eigentlich schon fast 'ne Rentnerband“, sagt Piper. Der Schmitt-Titel „Don't get nervous“ klingt da schon eher programmatisch: schnell, vertrackt und kontrapunktisch. Christian Broecking

Heute, 22 Uhr, A-Trane, Bleibtreustraße 1, Charlottenburg.

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