: Kogels neue Kleider
■ Der ZDF-Unterhaltungschef wird Supermanager bei Sat.1
Daß er beim ZDF nicht auf seine Pensionsberechtigung warten würde, war eigentlich schon bei Fred Kogels Amtsantritt als Unterhaltungschef im November 1993 klar gewesen. Der Mann mit den flotten Sprüchen und noch flotteren Entscheidungen war, von Tele 5 kommend, in Mainz doch allenfalls auf der Durchreise – hin zu den wirklich großen Aufgaben des TV-Busineß.
Gleichwohl hat er in seiner gerade mal 13 Monate währenden Amtszeit Märchenhaftes geleistet: Mit einem Federstrich nahm der 33jährige Senkrechtstarter dem ZDF das Sorgenkind „Der große Preis“ ab, schickte mit einem Schlag Wim Thoelke, Hans-Joachim Kuhlenkampff und Carolin Reiber in Rente, tröstete wenig später Wolfgang Lippert mit der schalen „Goldmillion“ darüber hinweg, daß Thomas Gottschalk als „Wetten, daß“-Quotenkönig nun bis zum Sankt Nimmerleinstag an Teebeuteln schnüffeln darf.
Kogel, dem die Mär vorauseilt, alles zu verjüngen, was er je in die Hand nimmt, hat dem ZDF allerdings statt der versprochenen neuen Kleider eigentlich vorwiegend den eigenen Archivplunder untergejubelt: Fritz Egner (früher ARD) darf nun für „Voll erwischt“ mit versteckten Kameraspäßen auf Quotenfang gehen, und Dieter Thomas Heck erbte gar Carlheinz Hollmanns ZDF-Uralt-Show „Das ist ihr Leben“ (1976).
Bevor aber das ZDF so recht begriffen hat, daß es mit dem neuen alten Showkonzept eigentlich ziemlich nackt darsteht, und weit bevor das Zuschauer-Völkchen die Herren Stolte und Konsorten mit Quotenentzug bestrafen könnte, ist Spitzbube Kogel schon auf dem Weg in ein neues Abenteuer. Ausgerechnet Sat.1- Chef Hans Grimm (nomen est omen?) rief den ewige Jugend versprechenden Zauberer Kogel in sein Reich, um aus dem Kukident- Sender Sat.1 endlich einen werberfreundlichen Jungbrunnen zu machen. Dafür wurden die drei untereinander zerstrittenen Grimm-Vasallen mächtig dgradiert: der glücklose Unterhaltungschef Knut Föckler, der einäugige Informationschef Heinz-Klaus Mertes, und jener Hans-im-Glück Beckmann, der seine Fortune als Sportchef mit „No sports“ mutwillig verspielt hat. Hatten sie sich nicht alle drei insgeheim Hoffnungen gemacht, den Hof eines Tages allein zu erben? Nun also müssen die drei künftig nach Kogels Pfeife tanzen – und womöglich mit ansehen, wie ihr neuer Chef auf dem derzeitigen Quotenhoch trefflich mitsurft. Und wenn dann bei Sat.1 wieder „Was bin ich?“ läuft und Vico Torriani den „Goldenen Schuß“ neu erweckt hat und wenn sie alle daran noch nicht gestorben sind – dann wären da ja noch Pro 7 und Vox und arte... Klaudia Brunst
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen