: Brandanschlag auf Wohnhaus
■ Explosion in Kirchdorf zerstört Haus / Fünf Verletzte Von Kai von Appen
Durch eine Explosion in der Gaststätte „Zur Mühle“ ist gestern morgen ein dreigeschossiges Wohnhaus in Hamburg-Kirchdorf völlig zerstört worden. Vier BewohnerInnen kamen mit Verletzungen ins Krankenhaus. Ein Feuerwehrmann wurde bei den Löscharbeiten leicht verletzt. Die Polizei, die zunächst eine Gasexplosion vermutete, geht mittlerweile von Brandstiftung aus.
Die Explosion hatte sich kurz vor vier Uhr früh ereignet. Durch die Wucht der Detonation stürzte die Außenwand des Gebäudes Schönenfelder Straße 64 völlig ein. Ein anschließendes Feuer griff auf den gesamten Gebäudekomplex sowie einen Anbau über.
Aus Angst vor den Flammen stürzte sich eine Bewohnerin aus dem dritten Stock auf die Straße. „Neben Knochenbrüchen hat sie auch innere Verletzungen davongetragen. Sie wurde mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht“, so Feuerwehr-Sprecher Herbert Martens vor Ort. Eine weitere Bewohnerin sowie zwei Nachbarn konnten sich mit Rauchvergiftungen ins Freie retten. Ein Ehepaar, das mit seinen beiden Kindern im Anbau wohnte, blieb unverletzt.
Acht Löschzüge der Freiwilligen und Berufsfeuerwehr bekämpften die Flammen, konnten allerdings nicht verhindern, daß das Gebäude bis auf die Grundmauern niederbrannte. Unklarheit bestand bis zum gestrigen Abend darüber, ob sich noch eine Person im Haus aufgehalten hat, wie von Anwohnern angegeben worden war.
Aus diesem Grund war schon bei Tagesanbruch die Suchhundstaffel des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) alarmiert worden, die die Ruine trotz weiterer Schwelbrände durchstöberte. „Die Arbeit wurde durch den Qualm zwar sehr behindert, es steht aber fest, daß sich im Erdgeschoß oder Keller keine Person mehr befindet“, so DRK-Sprecher Bernt Edelhoff, der jedoch einschränkte: „Auf eine verkohlte Leiche springen die Hunde allerdings nicht an.“
Die Löscharbeiten dauerten bis in die Mittagsstunden an. Obwohl die Erdgasleitungen schon am Morgen abgeklemmt worden waren, kam es immer wieder zu Verpuffungen. Experten des Landeskriminalamtes (LKA) präsentierten in den frühen Abendstunden erste Untersuchungsergebnisse. Polizeisprecher Mike Wenig: „Eine technische Ursache kann ausgeschlossen werden.“ Im Klartext: Die Polizei geht davon aus, daß auf das Haus womöglich ein Brandanschlag verübt worden ist. Eine derart heftige Detonation durch Benzin? Wenig dazu: „Gießen Sie mal einen Kanister Benzin aus, warten Sie ein paar Minuten und halten Sie dann eine Zündquelle ran. Das hebt schon zwei Stockwerke ab.“ Endgültige Ergebnisse werden erst in ein paar Wochen erwartet, wenn eine krimnaltechnische Spurenanalyse erstellt worden ist.
Die polizeilichen Angaben decken sich auch mit Untersuchungen der Hamburger Gaswerke. Hein Gas-Sprecher Roland Bombe: „Nach Auffassung unserer Experten war es kein Erdgas.“ Sämtliche Erdgasleitungen, die zu dem Unglückshaus führen, seien unbeschädigt. Bombe: „Zwei Zeugen haben unabhängig voneinander ausgesagt, daß das Haus nach dem Knall sofort lichterloh in Flammen stand. Und das spricht eindeutig gegen Erdgas.“
Unklar ist auch noch immer die Ursache der schweren Explosion am 2. August in Rothenburgsort, wo das Wohnhaus Billhorner Röhrendamm 120 schwer beschädigt wurde. Drei Menschen kamen dabei ums Leben. Bombe gestern: „Es liegen widersprüchliche Ergebnisse vor.“ Bombe geht weiterhin davon aus, daß Erdgas nicht als Ursache in Frage kommt. „Sämtliche Leitungen waren in Ordnung“, so Bombe. Aufklärung erhoffen sich die Ermittler von einer Spurenanalyse, die im Auftrag des LKA gerade vom Fraunhofer Institut erstellt wird. Das Gutachten wird Anfang Januar erwartet. Das damals schwer beschädigte Haus soll nach jüngsten Erkenntnisse nicht abgerissen, sondern wieder instandgesetzt werden.
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