: Alter Konflikt beigelegt
■ betr.: „Portrait: Beate Scheffler“, taz vom 15.12.94
Jakobs Behauptung, meine Fraktionskollegin Beate Scheffler sei bei der Listenaufstellung des bündnisgrünen Landesverbands NRW zur kommenden Landtagswahl für ihre vor zwei Jahren öffentlich geäußerte These über eine Mitverantwortung antiautoritärer Erziehung für rassistische Jugendgewalt „gnadenlos“ per Mandatsverlust „abgestraft“ worden, entspringt allein seinem offenkundigen Wunsch, statt Beate Scheffler sein eigenes Feindbild, die grüne Linke, zu „porträtieren“ beziehungsweise zu karikieren.
In der Landtagsfraktion ist der alte Konflikt längst beigelegt. Beate selbst räumte vor dem Parteitag ein, daß sie ihre damalige These heute so nicht mehr äußern würde. Wesentlich beigetragen zu ihrem Scheitern hat indes eine Spaltung unseres „Realo“-Flügels, dessen Hardliner eine konsequente Gegenkandidatur gegen sie betrieben. In der Wiederholung der Wahl für Platz 15 verschafften sich zudem regionale Interessen Geltung, die vom „Strömungsmanagement“ nicht mehr beeinflußbar waren.
Nicht wenige Delegierte des linken Flügels hatten sich darum bemüht, Beate noch auf einen aussichtsreichen Platz zu wählen. Bei aller Qualität, die die neue Liste aufzuweisen hat, bleibt bedauerlich, daß ihre kinder- und jugendpolitische Sachkenntnis und ihr integratives Potential gegenüber dem kritischen kirchlichen Milieu fehlt. Daniel Kreutz,
arbeits- & sozialpolitischer
Sprecher der Grünen im
Landtag NRW
Dankbar bin ich vor allem Walter Jakobs für die Information das Beate Scheffler zur Verbreitung des Gerüchts beigetragen hat, antiautoritäre Erziehung sei für den zunehmenden Neonazismus bei Jugendlichen verantwortlich. Diese Behauptung, die noch immer durch keine Untersuchung belegt ist( soweit mir bekannt – für Hinweise bin ich dankbar), wird allein durch ständige Wiederholung nicht intelligenter. Selbstverständlich begrüßen Konservative diese linke Selbstgeißelung. Offen bleibt: Ist der Umkehrschluß richtig? Kann man durch autoritäre Erziehung linke Querdenker und Basisdemokraten züchten? Schön wär's!
Auch eine historische Untersuchung könnte endgültig Klärung bringen: Wie hat im einzelnen der antiautoritäre Erziehungsstil ausgesehen, an dessen Ende Tausende begeistert den totalen Krieg forderten? Das muß ja ein gigantisches libertäres Experiment gewesen sein.
Persönlich würde mich besonders interessieren, ob vielleicht sogar Hitler und Goebbels bei Tisch gezappelt und nichts dafür auf die Finger gekriegt haben?
Kann es nicht vielleicht doch so gewesen sein, daß gerade das harte Durchgreifen, die patriarchalische Strammstehkultur, wenn auch nicht ursächlich zum Nationalsozialismus geführt haben, den Widerstand gegen die Nazischergen aber erschwert oder unmöglich gemacht haben?
Da es konservativ denkenden Menschen so oft an neuen Konzepten fehlt, bleibt ihnen meist nichts anderes als der Ruf nach Law and Order. Dabei kommen dann Vorschläge heraus, wie zum Beispiel, unruhige Kinder einfach anzubinden, um ihnen einen Halt zu geben. Man kann es natürlich auch so machen wie Clinton und ganz einfach die Gesundheitsministerin feuern, wenn diese Aufklärung über Masturbation ins Lehrprogramm aufnehmen will. Was wir nicht hören wollen, das darf es einfach nicht geben! Mathias Will, Student, geb. 1965, also nix mit Alt-68er, Hamburg
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