■ Die Wehklage der „FAZ“ vom 23.12.: Kurzsteckbrief
Die taz ist unentwegt damit beschäftigt, Verschwörungen aufzudecken, sie stellt Menschen an den Pranger, sie betreibt gesinnungspolizeiliche Fahndung und Rufmord. Das schreibt Eckhard Fuhr im Leitartikel der FAZ vom 23. Dezember. Nein. Das schreibt er nicht. Er insinuiert es. Er erzeugt einen Zusammenhang zwischen dem, was er für linke Zwangshandlungen hält und dem, was er über einen konkreten taz-Artikel schreibt. Die taz-Mitarbeiter Maegerle und Kotte hatten darauf hingewiesen, daß die Zeitschrift Das Parlament eine ganze Beilage – Thema: „Deutsche Streitfragen“ – sicherheitshalber ganz und gar streitlos fast ausschließlich von Mitarbeitern von Criticon und Junge Freiheit hatte schreiben lassen. Über diese und über Koordinatoren und Herausgeber des aus Steuergeldern finanzierten Blattes wurde der taz-Leser informiert. Fuhr sieht darin „Kurzsteckbriefe“. Er wirft der taz an keiner Stelle Fehlinformation vor. „Rufmord“ begeht also schon, wer Dinge und Personen beim Namen nennt. Eine merkwürdige Auffassung von Journalismus. Fuhr schreibt von „ehemaligen Avantgardisten der Menschheitsbefreiung, die zu Feldwebeln der Political Correctness“ geworden seien. Welche Damen oder Herren ehemaliger Avantgardebewegungen hat er im Auge? Wir erfahren es nicht. Fuhr fühlt sich im Nebel des Allgemeinplatzes am wohlsten.
„Das politische Klima in Deutschland ist stickig geworden“, schreibt Fuhr, und er endet: „Wo sind eigentlich die aufrechten Demokraten, die sich eine derartige zum System erhobene Verlogenheit nicht mehr bieten lassen?“ Ich würde ja gerne „hier“ rufen, aber ich fürchte, er meint es ganz anders. Außerdem aber glaube ich, daß wir alle darauf angewiesen sind, uns allerhand voneinander gefallen zu lassen. Davon leben wir. Arno Widmann
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