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Feuer in Marzahn

■ Lagerhallen des Allkauf-Warenhauses in Marzahn brannten aus / Feuerwerkskörper gingen vorzeitig in die Luft

Schäden in Millionenhöhe hat gestern früh ein Brand in Marzahn verursacht. Die Feuerwehr konnte das Feuer erst nach elf Stunden unter Kontrolle bringen, wie ein Sprecher gestern nachmittag mitteilte. Die Lagerhalle des Warenhauses Allkauf an der Märkischen Allee Ecke Wuhletalstrasse brannte völlig aus.

Das Feuer war um 2.40 Uhr von einer Funkstreife der Polizei bemerkt worden. Die Feuerwehr war mit drei Löschzügen, Sonderfahrzeugen und rund 75 Mann zur Stelle. Dabei wurden auch Löschzüge aus anderen Bezirken eingesetzt, etwa aus Kreuzberg und Pankow.

Ein Übergreifen des Brandes auf die Verkaufsfläche des Warenhauses konnte verhindert werden. Da die Stahlträger der Leichtmetallbaracke sich in der Hitze verbogen hatten, war es der Feuerwehr nicht möglich, direkt an den Brandherd heranzukommen. Sie mußte daher Löcher in die Außenwände des Gebäudes schneiden, durch die bis gestern nachmittag Wasser in die Räume gepumpt wurde.

Gestern abend schoben Bagger die Reste des Lagerbestandes zusammen, und die Berliner Stadtreinigung pumpte das kontaminierte Löschwasser ab.

In der Lagerhalle befand sich von Elektrowaren über Kosmetika bis hin zu Lebensmitteln das komplette Sortiment eines Einkaufszentrums. Außerdem waren bereits 600 Kilogramm Feuerwerkskörper für Silvester eingelagert worden, die in einer Kettenreaktion laut krachend explodierten. Durch die Wucht der Explosionen wurde das Dach des Gebäudes mehrmals angehoben. Einige Raketen starteten in der Hitze in den Morgenhimmel, so daß die vielen Zuschauer auf den Balkonen der umliegenden Häuser schon eine Woche vorfristig ihr Silvesterfeuerwerk erleben konnten.

Vor allem für Kinder scheint der Brand das Erlebnis schlechthin gewesen zu sein. Sie umlagerten gestern nachmittag in Scharen die Ruinen und begutachteten die verbogenen Wände, ausgebrannte Fernseher und zerschmolzene Colaflaschen. Ein 10jähriger Junge berichtete begeistert: „Das hat heute nacht barbarisch geknallt. Wir sind gleich hin und haben uns das angeguckt. Da waren richtig geile Explosionen dabei.“ Andere machten sich auf die Suche nach verrußten Scherben oder mutmaßten um die Wette, wer den Laden wohl angezündet haben könnte.

Andere konnten diese Begeisterung nur schwer teilen. Sie machten sich eher Sorge um ihre Einkaufsmöglichkeiten, denn der Laden sei „die beste Kaufhalle in der Gegend“, so eine 64jährige Rentnerin. Diese Sorgen konnte der Betriebsleiter des Warenhauses jedoch entkräften: „Am Dienstag machen wir wieder auf.“ Das Feuer habe sich im wesentlichen auf die Lagerräume beschränkt, die Verkaufsfläche sei kaum in Mitleidenschaft gezogen worden.

Hochkonjunktur bei Weihnachtsbaumbränden

Über die Feiertage konnte sich die Feuerwehr nicht über Arbeit beklagen. Bis einschließlich ersten Weihnachtsfeiertag mußte sie 39mal wegen brennender Adventskränze und Weihnachtsbäume ausrücken. Im vergangenen Jahr hatte sie aus demselben Grund nur 24 Brände löschen müssen.

In Prenzlauer Berg wurden nach einem Wohnungsbrand am Sonntag fünf Menschen mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Eine 34jährige Mutter und ihre beiden Kinder konnten sich nur durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten Stocks in Sicherheit bringen. Der Sachschaden liegt bei mindestens 30.000 Mark. Matthias Bernt

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