■ Statistik: Vom Altern der Kinder
Ein neues Phänomen: Von Jahr zu Jahr werden mehr Stubenhocker gezählt, junge Menschen, die immer länger bei Mama und Papa leben. Vor zwölf Jahren noch waren sie in den Statistiken so gut wie unbekannt. Nur 7 Prozent aller Menschen im Alter zwischen 26 und 30 Jahren lebten nicht in der eigenen Wohnung, sondern bei den Eltern. Heute ist alles anders. Von wegen mobile Jugend.
Der klassische Nesthocker ist männlich und längst erwachsen. Ein Drittel aller jungen Männer zwischen 25 und 28 Jahren lebt in der elterlichen Wohnung. Jugendforscher haben für diese Langzeit-Kletten den Begriff „Postadoleszenten“ kreiert. Die „Postadoleszenz“ sei eine „biographische Phase“, so sagen die Autoren der Shell-Jugendstudie 1992, „in der sich die Abnabelung von der Herkunftsfamilie vollzieht“. Mit 28 kommen sie alle dann endlich aus dem Gröbsten raus. Dann ziehen die jungen Männer mit den Frauen gleich. In diesem Alter haben heute 80 Prozent aller „jungen Erwachsenen“ eine eigene Wohnung. Töchter gehen früher. Immerhin verlassen im Westen 86 Prozent und im Osten 73 Prozent der jungen Frauen zwischen 18 und 20 Jahren ihre Eltern.
Auf den ersten Blick können sich die Jugendlichen über mangelnden Platz in der elterlichen Wohnung nicht beklagen. Neun von zehn in den alten Bundesländern und 80 Prozent der Ostler haben ein eigenes Zimmer, allerdings ist es kaum je über zehn Quadratmeter groß. Zehn Prozent im Westen und zwanzig Prozent im Osten müssen sich das Zimmer mit jemand anderem teilen. Insgesamt aber, so vermeldet der diesjährige Jugendbericht der Bundesregierung, äußerten sich die Jugendlichen über ihre Wohnverhältnisse bei den Eltern zufrieden. 90 Prozent der Westjugendlichen und 76 Prozent der Ostler sagen ja zum Leben bei Mama und Papa. Annette Rogalla
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