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Unterm Strich

Diese leere Zeit zwischen den Jahren ist ja für uns alle nicht ganz einfach. Besonders schwer allerdings für unsereinen, der alles tun würde um nur ja nicht „in sich gehen“ zu müssen. Denn das letzte Jahr war ein Scheißjahr, das sich wirklich gewaschen hatte. Pech im Spiel, Pech in der Liebe, Auto kaputt, Festplatte abgestürzt, Jackentasche an der neuen Cordjacke zerrissen, Haarausfall... Hätte unsereiner einen Hund, er wäre sicherlich entlaufen. Es soll sich ruhig verpissen, dieses Scheiß-94. Keine Träne weinen wir ihm nach, diesem Witz von einem Jahr. Und dann auch noch diese Öde am Ende. Man wird ganz wunderlich dabei, man beginnt sich nach seltsamen Dingen zu sehnen, nach einem Lob von Katharine Hepburn etwa, das auf eine sehr eigenwillige Art gespendet wird, wie uns jetzt die Nachrichtenagenturen mitteilen: Als die Hepburn jetzt in „One Christmas“ auftrat, berichteten ihre Mitakteure begeistert, wie „Katharina die Große“ sie für gute Leistungen belohnt habe: mit leichten Schlägen mit dem Krückstock aufs Hinterteil. Swoozie Kurtz erzählte anschließend atemlos: „Ich war nie derart begeistert, wenn ich mit einem Rohrstock auf den Hintern gehauen wurde.“

Woody Allen, auch er kein Freund einfacher Vergnügungen, hat nach vielen Jahren wieder ein Theaterstück geschrieben, dem in New York mit Spannung entgegengesehen wird. Es handelt von einer Psychotherapeutin, deren Mann eine Beziehung mit einer ihrer blutjungen Patientinnen aufnimmt. Die meisten Broadway-Kritiker nehmen an, daß Allen darin seine Beziehung zu Mia Farrow und deren Adoptivtochter Soon-Yi aufarbeitet, mit der er heute zusammenlebt. Das Stück, das im März herauskommt, heißt „Central Park West“ – dort wohnte Mia Farrrow mit ihren Kindern.

Glenn Close spielt in einem neuen Film, der im Februar zunächst von der Fernsehkette NBC ausgestrahlt wird, eine prominent gewordene Lesbierin. „Die Grete-Cammermeyer-Story“ zeichnet das Leben einer vierfachen Mutter nach, die es in der US- Army zum Rang eines Obersten und zu hohen Auszeichnungen bringt und entlassen wird, als sie sich als homosexuell bekennt. Judy Davis spielt ihre Liebhaberin, und über einen langen und intensiven Kuß schreiben die Zeitungen jetzt schon. „Ich machte die Entdeckung, wie es sein könnte, wenn man lesbisch ist“, sagte Glenn Close in einem Interview.

Ach, das wüßte unsereiner auch so gerne. Wie es wohl ist, eine Lesbe zu sein? Aber man wird es ja nie erfahren dürfen, man wird sich höchstens einmal wie eine im Körper eines männlichen Unterdrückers eingesperrte Lesbe fühlen dürfen. Ob es wohl so ähnlich ist, wie wenn man gerade von Katharine Hepburn gelobt wird? „Na also, junger Mann, jetzt reicht's aber. Sie sind wohl mit dem Klammerbeutel gepudert worden?“ „Ja, ja, ja!“ (Schluß! Vorhang, Vorhang!!)

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