: Verkehrspolitiker in desolater Verfassung
■ betr.: S 21 und Verschiebung der Flughafenstandortentscheidung
Der Verkehrssenat gibt sich mal wieder doppelt die Blöße: Nicht nur der Hickhack um die S-Bahnlinie 21, sondern auch das Wegdrängen der Flughafenfrage demonstriert deutlich, in welch desolater Verfassung unsere obersten Verkehrspolitiker sind. Die S 21 wäre von den ursprünglich geplanten vier Tunneln unter dem Tiergarten noch der verkehrspolitisch am ehesten zu rechtfertigende gewesen: so unsinnig wie das Pilzkonzept mit dem Lehrter Zentralbahnhof auch sein mag, wäre eine Nord-Süd- S-Bahn-Anbindung doch wohl die Minimalvoraussetzung gewesen. Daß diese Linie nun einfach gestrichen werden soll, ist schon ein starkes Stück.
Ein weiterer Glanzpunkt ist die Flughafendebatte: Die Rechtfertigung für den milliardenteuren Nord-Süd-, Fern- und Regionalbahntunnel steht und fällt mit der Entscheidung für einen Flughafen südlich von Berlin. Schon eine Entscheidung für Schönefeld würde sämtliche Nord-Süd-Direktpassagierberechnungen kippen und somit die Entscheidung für das Pilz- Eisenbahnkonzept des Senats ad absurdum führen. Die Alternative, das Ringkonzept, wäre sowieso billiger und ökologisch vertretbarer, weil eben schon bestehende Bahnstrecken genutzt werden könnten.
Fazit: Der Verzicht auf sämtliche Tiergartentunnel ist das Gebot der Stunde, wenn wir uns nicht alles verbauen – und am Ende mit leeren Taschen im toten Tiergarten stehen wollen! Peter Fieser, Schöneberg
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