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Im zarten Alter von 60 Jahren hat der ZDF-Redakteur Fritz Hattig seine Doktorarbeit vorgelegt. Das Fernsehen, so sagte ihm seine Lebenserfahrung, konstruiert eine eigene Wirklichkeit. Die aber hat sich mittlerweile zum Infotainment beschleunigt. Diese Erkenntnis im Hinterkopf, hat sich Hattig den Alltag der Sportredaktion angeschaut und am Beispiel „Motorradrennen“ gezeigt, was sich wie verändert hat: Der Zuschauer am Hockenheimring sieht die Motorräder vorbeiflitzen. Der TV- Zuschauer hat dagegen die Fahrer voll im Bild. Man sieht den Boxenstop, die Zwischenzeiten sind eingeblendet und, für Stürze gibt es die Zeitlupe.

Doch die ZDF-Macher senden nicht in Konkurrenz zu den Fans vor Ort. Ihre Gegner sind die Privaten. Mit mehr Kameras, mehr technischen Tricks und unterhaltsamerem Rahmenprogramm soll der Kampf um die Quote gewonnen werden. Wie der Konkurrenzdruck eine Sportübertragung bis ins kleinste Detail verändert, hat Hattig anhand zweier Motorradrennen beschrieben. Im ersten Fallbeispiel von 1989 genügten noch zehn Kameras, zwei Jahre später war das ZDF schon mit 16 Kameras vor Ort. Das ermöglichte noch schnellere Schnitte, die aus einem spannungslosen Kreisfahren eine wilde Verfolgungsjagd machen – und noch mehr.

Das ist alles in allem sehr erhellend. Zu oft aber schweift Hattig von seinem engen und deswegen so ertragreichen Untersuchungsgegenstand ab. Zwischendurch läßt er Gemeinplätze über die Privaten und zur Kommentatorenqualität vom Stapel. Ach, wäre er da doch in Hockenheim geblieben – es wäre ertragreicher gewesen. Martin Krauß

Fritz Hattig: „Fernseh-Sport. Im Spannungsfeld von Information und Unterhaltung“. Afra-Verlag, 1994, 322 S.

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