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Verschlossene Türen

■ Tunnelgegner fordern Neuauslegung der Pläne für den Tiergartentunnel / Sparen an Bäumen, Zufahrt für Sony

Zahlreiche Änderungen an den Planungen für den Tiergartentunnel sollen nicht länger der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Das forderten gestern Umweltschützer der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN) sowie die Anti-Tunnel-GmbH, ein Bündnis von 60 Initiativen und Organisationen. Die Tunnelgegner verlangen vom Senat, die neuen Pläne öffentlich auszulegen und damit erneut die Möglichkeit zur Bürgerbeteiligung zu schaffen.

Elf Aktenordner umfassen die geänderten Wünsche der Tunnelbauer von Senat und Bahn AG. Sie betreffen unter anderem die Invalidenstraße, die im Zusammenhang mit den Planungen für den Lehrter Zentralbahnhof um 13 Meter auf 39 Meter und bis zu zehn Fahrspuren erweitert werden soll. Ebenfalls verändert ist das Verkehrskonzept um den Bahnhof. Künftig soll der nördliche Bahnhofsvorplatz allein dem Autoverkehr vorbehalten sein, während Busse und Straßenbahnen auf dem südlichen Vorplatz halten sollen – in unmittelbarer Nähe zu einem 60 Meter hohen Schornstein, aus dem die Abgase der Tunnelröhren in die Luft geblasen werden.

Gerechtigkeit läßt der Senat dagegen für Sony walten. Wie bereits die Daimler-Tochter Debis soll auch der japanische Konzern künftig unterirdisch für den Wirtschaftsverkehr erschlossen werden. Ein Vorhaben, das die Tunnelgegner als Geldverschwendung kritisieren. Schließlich habe Sony einen Bedarf von lediglich fünf Lkw-Fahrten pro Stunde angemeldet.

Gespart wird dagegen bei den Bäumen. Nur noch 28 statt bislang 71 Millionen Mark sind für „Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen“ vorgesehen: Statt Bäume mit einem Umfang von 20 bis 25 Zentimeter für 4.000 Mark sollen künftig nur noch Winzlinge für 700 Mark je Stück neu gepflanzt werden. Letzter Kritikpunkt: Die geplante Zufahrt zum Kanzleramt soll auf 24 Meter Breite ausgebaut werden. Die Umweltschützer fürchten einen Schleichverkehr, der bei einem geschätzten Verkehrsaufkommen von 10.000 Fahrzeugen pro Tag, den Nutzen der Schließung der Entlastungsstraße zunichte machen könnte.

Sollten die geänderten Pläne nicht, wie gefordert, öffentlich neu ausgelegt werden, behalten sich die Tunnelgegner rechtliche Schritte vor. Bisher haben lediglich die „Träger öffentlicher Belange“ das Recht, sich bis zum 16. Januar zu den Änderungen zu äußern. Der Grund für die Eile: Bis zum Herbst soll der Planfeststellungsbeschluß erfolgt sein. Sollte dies durch Klagen oder Einwendungen verzögert werden, sähe es auch für den Bau des Regierungsviertels auf dem Spreebogen zappenduster aus. Uwe Rada

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