piwik no script img

SanssouciNachschlag

■ Jahreswechsel

Die guten Nudeln Foto: Bente Geving

Ja, hm, 1994 ist vorbei. Ich bin mir da sicher, weil ich gerade die „Lindenstraße“ gesehen habe und dort haben sie Sylvester gefeiert. Was habe ich so genossen an kulturellen Leistungen, abgesehen von der suchtkrank verfolgten Seifenoper? Da war dieses Bernd-Begemann-Konzert, da waren die Platten von Pavement, von Jon Spencer und sogar diese obskure von PD3, die mir sehr gut gefallen hat. Aber am meisten genossen habe ich eigentlich das Essen. Ob es nun regionale Spezialitäten meiner Mutter waren, die ankam in einem Auto vollgestopft mit Fressalien, oder ob ich selbst bescheiden den Kochlöffel schwang. Gelesen habe ich hauptsächlich Kochbücher und im TV gesehen nach Sport und „Lindenstraße“ immer wieder Kochsendungen – mein einziger fester Vorsatz für 1995 ist deshalb, endlich „Pulp Fiction“ zu sehen und Bioleks neue Sendung auszutesten.

Für Laienköche wie mich empfiehlt es sich unbedingt, einfache Rezepte zu wählen, bei denen man nicht viel falsch machen kann. Mein Liebling in dieser Beziehung ist gebratener Fisch auf Dill-Nudeln. Wirklich kinderleicht. Zuerst besorgt man sich irgendwelches Fischfilet, also Kabeljau oder Rotbarsch oder Seelachs, und trocknet die gut ab. Dann beträufelt man die Filets mit frisch gepreßter Zitrone, und erst dann salzt und pfeffert man sie – das ist wichtig, weil die Filets beim Braten nicht so leicht auseinanderfallen, wenn man sie vor dem Salzen mit der Zitrone behandelt. Dann in der Pfanne mit viel Butter bei mittlerer Flamme schön braun und ruhig knusprig braten. Die Nudeln (am besten grüne Bandnudeln, das macht sich farblich ganz hübsch) werden ganz normal gekocht. Das Tolle an der Sache ist natürlich die Dill-Sauce: Zuerst erhitzt man Fischfond oder löst sogenannte Fischsuppenpaste in Wasser auf. Je nach Gusto mit Salz, Peffer und Zitrone gewürzt. Dann kommt massenhaft Dill rein. Wenn's dann kocht, noch einen Batzen Crème fraiche rein und so lange einkochen lassen, bis es richtig schön sämig ist. Das Zeug kommt dann über die Nudeln, die Nudeln kommen auf einen Teller und der fertig gebrutzelte Fisch auf die Nudeln.

Ich hoffe, 1995 wird ähnlich sättigend. Thomas Winkler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen