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Setzte Rentner den Rollstuhl in Brand?

Bei den Ermittlungen der Polizei, wer am Silvesterabend den Elektro-Rollstuhl des 38jährigen Äthiopiers Nemera Desisa in Brand gesetzt hat, führt eine Spur zu dem 51jährigen Rentner Harald T. Es gibt „Anhaltspunkte“, daß Harald T. „mit dem Brand in Verbindung stehen könnte“, so die Polizei.

Nach Informationen der taz handelt es sich bei Harald T. um einen Freund des direkten Nachbarn von Desisa, den Mieter des Hauses als bekennenden Neonazi bezeichnet haben. Weil der Neonazi Desisa im vergangenen Jahr mehrmals bedroht hatte, liegt Ausländerfeindlichkeit als Motiv für die Brandstiftung recht nahe. „Harald T. kommt jeden Tag zu dem Neonazi“, sagte eine Hausbewohnerin. Einmal haben Nachbarn den Rentner schlafend in Desisas Rollstuhl aufgefunden. Harald T. hat zugegeben, am 2. Januar vor der Wohnungstür eines Nachbarhauses von Desisa ein Feuer gelegt zu haben. Zu dem Motiv hat er sich bei seiner Vernehmung nicht geäußert. Die betroffenen Mieter sprachen von vorangegangenen Streitigkeiten mit Harald T. Gegen T. ist Haftbefehl erlassen worden. Seit Donnerstag sitzt er in Moabit in Untersuchungshaft. Die Kripo suchte gestern auch den Neonazi-Nachbarn auf. Der Besuch eines AOK-Vertreters in dieser Woche hatte für Desisa immerhin ein erfreuliches Ergebnis: Die Krankenkasse, die ihm nach einem Brand im Dezember 1993 schon einmal einen neuen Rollstuhl bewilligte, hat sich auch diesmal bereit erklärt, die dafür nötigen 15.000 Mark zu übernehmen. „Ich bin sehr froh und sehr dankbar“, sagte Desisa gestern. Im Auftrag der Krankenkasse wurde ihm von einem Rollstuhl-Service vorübergehend ein Elektro-Rollstuhl zur Verfügung gestellt.

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