: Berlusconi enthüllt sich selbst: Zar und Pate
■ Angeblich Verbindungen zur Mafia
Rom (taz) – Wer hätte das gedacht: Ausgerechnet Silvio Berlusconis größtes Politmagazin Panorama enthüllt angebliche Fördermaßnahmen hochrangiger Mafia- Zuarbeiter zur „Forza Italia“-Bewegung des Regierungschefs und zu seinem engsten Koalitionspartner „Nationale Allianz“.
Nach dem Bericht der Zeitschrift liegt der Staatsanwaltschaft Palermo das Abhörprotokoll eines Telefongespräches vor, in dem Pino Mandalari, der langjährige Steuerberater und Buchhalter des Anfang 1993 verhafteten obersten Mafiachefs, Toto Riina, seine Freude über den Ausgang zu den Wahlen im März 1994 äußert: „Alle von mir geförderten Politiker sind gewählt worden.“
Tatsächlich hatte Mandalari – der auch Mitglied dubioser Geheimlogen ist – sogenannte „Wahlbanketts“ veranstaltet, in denen die einschlägigen Kreise zur Werbung für bestimmte Politiker und Parteien verpflichtet wurden. Die Leitung von „Forza Italia“ und „Nationaler Allianz“ bestreiten die Möglichkeit solcher „Fördermaßnahmen“ entschieden. Allerdings hatte bereits kurz nach der Wahl die just über die „Forza Italia“-Liste gewählte Mailänder Staatsanwältin Tiziana Parenti von „der Gefahr starker Infiltrationen mafianaher Personen“ in die „Forza Italia“ Süditaliens gesprochen.
Bleibt die Frage, warum sich ausgerechnet Berlusconis eigenes Blatt an die Geschichte gemacht hat. Tatsächlich hat die Redaktion in den letzten Monaten ein eigenes Abstandsprofil zu ihrem Eigner herausgearbeitet, und vielleicht soll derlei dokumentieren, daß sich Berlusconi eben doch der Einflußnahme auf seine Medien enthält.
Wahrscheinlicher ist jedoch ein anderes Motiv: Das Protokoll könnte sich alsbald als gefälscht herausstellen – was künftig jede auch wahrheitsgemäße Enthüllung über Mafiaverflechtungen der Regierungsparteien zweifelhaft erscheinen und so für den angehenden Wahlkampf unbrauchbar machen würde. Werner Raith
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen