Kolumbien

■ betr.: Mordrekorde in den Früh lingsstädten“, taz vom 23. 12. 94

In seiner Reportage über die kolumbianischen Städte Medellin und Cali geht Ralf Leonhard auf den entscheidenden Grund der extremen Gewaltsituation nur am Rande ein. Denn die meisten Menschenrechtsverletzungen (zirka 80 Prozent) werden nicht von den Drogenkartellen, sondern von den staatlichen „Sicherheits“kräften begangen.

Kolumbianische Menschenrechtsgruppen präsentieren dafür immer neue Belege. Die kolumbianische Regierung akzeptiert die Gewalt, um letztendlich jeglichen sozialen Protest zu vernichten. Mit seiner Aussage „Mit dem Einsatz der Armee war das Problem der Gewalt in den Slums nicht zu bekämpfen“, hat der Autor den Bock zum Gärtner gemacht, sind doch gerade die Militärs an vielen Morden aktiv beteiligt. Die Engführung auf die Drogenkartelle lenkt von der staatlichen Verantwortung ab und unterstützt so das Ziel der kolumbianischen Regierung, sich als Vorkämpfer im Drogenkrieg darzustellen. Nur so fließen weiterhin Geld und Waffen auch der BRD, um im Drogenkrieg zu bestehen und so nebenbei GewerkschafterInnen, MenschenrechtsaktivistInnen... aus dem Weg zu räumen. Guido Mensger, Aachen