: Ein Kämpfer für die eigene Sache
■ Der unaufhaltsame Niedergang des südafrikanischen Hallodris Allan Boesak
Johannesburg (taz) – Selbst sein einstiger Förderer hat den Stab über ihn gebrochen. Nelson Mandela höchstpersönlich sorgte 1991 dafür, daß Allan Boesak, wortgewaltiger Prediger aus Kapstadt, in eine führende Position gehievt wurde. Jetzt darf Boesak, einst Leiter des Weltbundes Reformierter Kirchen, auf Anweisung Mandelas nicht einmal mehr seinen Posten als südafrikanischer Botschafter bei der UNO in Genf antreten. Zuerst sollen die Vorwürfe geklärt werden, er habe in der von ihm selbst gegründeten „Stiftung für Frieden und Gerechtigkeit“ Gelder ausländischer Organisationen veruntreut.
Boesak beteuert nicht nur seine Unschuld. Gegenüber der Sonntagszeitung City Press erklärte er nun auch noch: „Ich bin pleite.“ Skandinavische Organisationen hatten Boesak während des Anti- Apartheid-Kampfes finanziell unter die Arme gegriffen, um in Kapstadt im sozialen Bereich aktiv zu werden. Nach Presseberichten beschränkte sich der ehemalige Kirchenführer mit seinen Wohltaten jedoch nicht nur auf Leute aus Elendsvierteln. Auch er selbst kam in Genuß des Geldsegens.
Angeblich lieh er sich aus der Stiftungskasse 50.000 Mark, um ein Haus (Kostenpunkt: 350.000 Mark) anzahlen zu können. Damit nicht genug: Neben einem Monatsgehalt von rund 4.000 Mark bewilligte Stiftungsvorsitzender Boesak sich weitere 3.500 Mark, mit denen er seine deutsche Luxuslimousine abstottern konnte. Solche Regelungen sind in Südafrikas Chefetagen durchaus üblich. Ob sie aber bei sozial aktiven Stiftungen von besonderem Urteilsvermögen zeugen, darf bezweifelt werden – zumal sich herausstellte, daß ein Boesak-Kollege gleich drei Luxusmodelle unter seinem Namen angemeldet hat.
Was immer an den Vorwürfen wahr sein mag: Die politische Karriere von Allan Boesak, der sich bereits in der Vergangenheit den Ruf eines „Hallodri“ einhandelte, dürfte endgültig beendet sein. Erst vor wenigen Monaten war er einer Abwahl als Vorsitzender des ANC in der Westkap-Region zuvorgekommen, indem er gar nicht mehr antrat. Den Posten als Leiter des Weltbundes Reformierter Kirchen mußte er abgeben, nachdem seine außerehelichen Affären bekanntgeworden waren.
Aber auch jetzt noch fühlt Boesak sich von seinen Gegnern verfolgt. Mit dem gleichen Argument konnte er in den 80er Jahren Konsequenzen vermeiden, als der südafrikanische Geheimdienst Einzelheiten seines Liebesgeflüsters an die Öffentlichkeit brachte. Erste Informationen über angebliche finanzielle Ungereimtheiten in seiner Stiftung Anfang der 90er konnte der glücklose Politiker noch entkräften. Doch jetzt scheint für den Prediger mit dem außergewöhnlichen Redetalent nicht nur das politische Ende gekommen zu sein. Auch finanziell hat er sich wohl in die Ecke manövriert. Denn so ironisch es sein mag: Boesak hatte auf den Botschafterposten spekuliert, um seine finanziellen Abenteuer bereinigen zu können. Willi Germund
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