Sanssouci: Vorschlag
■ Schauplatz Museum: wieder „ein reich bestücktes Füllhorn“
Jedes Jahr im Januar, zwischen Weihnachtshektik und Berlinaletrubel, schlägt die große Stunde der Berliner Museen. In der Veranstaltungsreihe „Schauplatz Museum“ finden in den teilweise entlegensten und bis dahin oft gänzlich unbekannten Museen Lesungen, Konzerte, Filmvorführungen, Ausstellungen, Diskussionen und Vorträge statt. Insgesamt 60 Veranstaltungen in 18 Museen gehören zur Schauplatz- Reihe, die in diesem Jahr zum achten Mal stattfindet. Da überschlägt sich selbst der Kultursenator in so zweifelhaften Adjektivkonstruktionen wie: „ein reich bestücktes Füllhorn“. Das Leitmotiv der Reihe kommt in diesem Jahr recht schwergewichtig daher und heißt „Aufgang der Moderne“. Das klingt bombastisch, hat aber den Vorteil, daß so ziemlich alles dazu paßt.
So auch die Ausstellung „Curiosa artificialia“: Kunst- und Wunderkammern damals und heute im Werkbund-Archiv. Die Wunderkammern aus dem 16. Jahrhundert, die hier zu sehen sein werden, verschließen sich jeder Systematik. Findlinge stehen neben kostbarem Geschmeide, dreiköpfige Embryos in Spiritus neben Ahnenporträts und Seekarten – ein Zukunftsmodell für Museen im Zeitalter der Computertechnologie? Im Museum für Naturkunde wird der Schauspieler Eberhard Esche aus dem Bauch eines Dinosauriers aus Brehms Tierleben lesen (14. Januar), während DT-Kollege Jörg Gudzuhn im Affenhaus des Zoologischen Gartens literarische Texte zum Thema „Der Affe als der beßre Mensch“ vorträgt (17.–19. Januar). Im Anatomischen Theater, einem 200 Jahre alten Amphitheater, dem ältesten Hörsaal der Stadt, liest Tina Engel (am 18. und 19. Januar) aus Texten von Schriftstellern, die gleichzeitig Mediziner waren, also von Benn, Schnitzler und Döblin bis hin zu Rainald Goetz. Begleitend zur großen George-Grosz-Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie, wird Michael Maertens (am 26. Januar) aus Briefen und Gedichten des Malers lesen, und außerdem gibt's (am 28. und 29. Januar) eine große Revue zu „George Grosz' amerikanischen Jahren in Berlin“. Das Filmmuseum Potsdam trägt zum Programm ein Filmfest bei („Die lange Nacht der deutschen Komödie“), zu der auch Wim Wenders und Sönke Wortmann ein Wörtchen sagen werden (21. Januar). Volker Weidermann
Von 13. bis 29.1. Ausführliches Programm und Vorverkauf im Museumspädagogischen Dienst, Chausseestraße 123, Mo.–Fr. 12–17 Uhr, Tel.: 2805151, und in den jeweiligen Museen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen