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"Ich gehe von meinem Sieg aus"

■ Walter Momper, garniert von SPD-Neumitgliedern, stellte sich als potentieller SPD-Spitzenkandidat der Presse vor / Wichtige Fragen blieben unbeantwortet

Kinderküssen und sich mit einfachem Volk umgeben ist ein langerprobtes Erfolgsrezept für Politiker. Als sich am gestrigen Dienstag der potentielle SPD-Spitzenkandidat Walter Momper den Fragen der Presse stellt, schmücken zehn gemeine SPD-Mitglieder das Podium. Mehr oder weniger holprig bekennen sie gemeinsam, erst vor kurzem und nur wegen Walter in die Partei eingetreten zu sein. „Aber sie ist noch nicht Mitglied, sie darf noch nicht“, zeigt Walter Momper auf das kleine Mädchen direkt neben sich. Die von Fotografen umlagerte Kleine will auch nicht, sie kuschelt sich lieber in den Schoß ihrer türkischen Mutter Nesrin Gök.

Knapp vier Wochen vor der Urwahl des SPD-Spitzenkandidaten für die Wahlen im Oktober hat es der Konkurrent von Ingrid Stahmer anscheinend nötig, sich mit Frauen und Kindern zu umgeben. „Überproportional viele Frauen melden sich bei mir“, berichtet er stolz und kündet den Auftritt dreier Initiativen an, die im Januar für ihn werben wollen: „Künstler für Momper, Gewerkschafter und Betriebsräte für Momper, Frauen für Momper“. Was treibt das weibliche Geschlecht dazu, einen Mann zu unterstützen? „Er hat mehr Ausstrahlung als Ingrid Stahmer“, findet die Fachberaterin Ilka Maria Ohl auf dem Podium, „er ist so väterlich-freundlich.“ Dabei sei sie gar nicht so, daß sie sich gleich „auf jeden Mann stürze“, fügt sie schnell hinzu – als habe irgend jemand unterstellt, sie wolle den Walter als Geliebten werben. Noch direkter ist die Jurastudentin Judith Nieder: Politische Qualifikation sei nicht abhängig vom Geschlecht und: „Er ist ein attraktiver Mann.“ Geht da ein Hauch von Röte über Walterchens Glatze? „Ich hör' das nicht ungern“, bekennt er, während das kleine Mädchen neben ihm am Mikrofon rumspielt.

Wahrscheinlich ist die taz-Beobachterin zu prüde, um Walters geballte Erotik prickeln zu spüren. Auch seine Rhetorik vermag sie nicht so recht zu fesseln. Sobald er sich nicht mehr an einem Manuskript festhalten kann, redet er hölzern, holprig, ohne Witz und Pfiff. Nur in einem ist er sich ganz sicher: „Ich gehe davon aus, daß ich gewinne.“

Seine Konkurrentin ist zwar auch nicht unbedingt eine Sexbombe, aber bei ihrer Pressevorstellung am vergangenen Freitag hat sie wenigstens souverän formuliert und einige Inhalte ihrer Politik umrissen. Walter Momper jedoch verschlägt es glatt die Sprache, als er ausführen soll, wie er sich in Inhalt und Führungsstil von ihr unterscheidet: „Das jetzt auf drei Sätze zu bringen ist mir nicht möglich, ich bitte um Nachsicht.“ Das kleine Mädchen neben ihm schließt müde die Augen. Aber zu einer möglichen rot-grünen Regierung möge er doch wenigstens was sagen. Immerhin beteilige er sich zusammen mit Thomas Krüger, Christian Ströbele und Renate Künast am 26. Januar an einer Podiumsdiskussion in der Urania unter der Fragestellung „Rotgrün – ein Auslaufmodell?“. „Eine spannende Frage“, findet auch der Kandidat, um sodann erneut um Nachsicht zu bitten: „Jetzt schon eine Antwort zu geben, das wäre nicht fair gegenüber der Urania. Die Hochspannung werden Sie schon noch die paar Tage bis zum 26. Januar aushalten müssen.“ Die Kleine neben ihm ist schon beinahe eingeschlafen. Ute Scheub

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